— 126 —
Rußland als Verächter jeglichen Völkerrechts.
W.T. B. Wien, 14. August. Durch die amerikanische Botschaft wurde
dem Ministerium des Auswärtigen folgende Tatsache zur Kenntnis ge-
bracht: Am 13. August wurde der österreichisch-ungarische Vizekonful
Hoffinger, der von dem österreichisch-ungarischen Botschafter zum Schutze
des diplomatischen Archivs in Petersburg zurückgelassen worden war, und-
für dessen Sicherheit das russische Auswärtige Amt ausdrücklich garantiert
hatte, als Kriegsgefangener verhaftet. Der Protest, den die amerikanische
Botschaft, die bekanntlich in Rußland den Schutz der österreichisch-ungari-
schen Interessen für die Dauer des Krieges übernommen hat, gegen diesen
eklatanten Bruch des Völkerrechts einlegte, blieb ohne Erfolg. Die öster-
reichisch-ungarische Regierung sah sich veranlaßt, diesem russischen Gewalt-
akt, dem übrigens bereits die willkürliche Verhaftung des Botschafts-
kanzleibeamten Loster vorangegangen war, mit der völkerrechtlichen Waffe
der Repressalie zu bekämpfen, und hat daher noch heute die Gefangen-
nahme des russischen Kanzleibeamten Stolkowsky, dem die diplomatischen
Archive der hiesigen Botschaft anvertraut waren, des russischen Botschafts-
geistlichen Jakubowsky und des gegenwärtig in Bukarest sich aufhaltenden.
früheren russischen Konsuls in Serajewo von Igelstroem verfügt.
Die unselige Jagd auf Kraftwagen.
W.T.B. Berlin, 14. August. Die unselige Jagd auf Kraftwagen
hat bei uns schon wieder ein Opfer gefordert, nachdem vor kurzem erst eine
österreichische Gräfin im Dienst des Roten Kreuzes von einem Wachposten
getötet worden war. Ein Rittmeister der Reserre und sein Wagenführer
wurden in der Gegend von Neudamm in der Neumark, also mitten im
Lande, von einem auf Posten stehenden Förster erschossen, der auf russische
Automobile fahndete. Der Generalstab hat wiederholt und immer wieder
auf das nachdrücklichste gefordert, daß endlich mit dieser unseligen Jagd
auf Kraftwagen ein Ende gemacht werde, die schon mehreren braven
Deutschen das Leben gekostet hat. Es ist heller Wahnsinn, in unserm
Lande feindliche Automobile zu suchen. Weder feindliche Offiziere noch
mit Gold beladene Wagen fahren in Deutschland herum. Möchte doch
unser Volk endlich aufhören, seine eigenen Landeskinder in grausigster
Weise hinzumorden, und endlich einmal der warnenden Stimme unserer
Heeresleitung Gehör schenken. Unser Vaterland braucht jeden einzelnen
Mann in dieser ernsten Stunde.
Ankunft des neuen österreichisch-ungarischen Botschafters in Nom.
W.T.B. Rom, 14. August. Der österreichisch-ungarische Botschafter
Freiherr von Machhio ist heute nachmittag hier angekommen.
Der Kaiser an die italienische Handelskammer.
W.T.B. Berlin, 14. August. Auf das Huldigungstelegramm der
hiesigen italienischen Handelskammer an den Kaiser hat heute der
Handelsminister Sydow folgendes geantwortet: "
„Ihr Telegramm vom 7. d. M. ist an Allerhöchster Stelle vorgelegt
worden. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allerhöchst Sich
über die Sympathiekundgebungen gefreut und mich zu ermächtigen geruht,
der italienischen Handelskammer für Deutschland Allerhöchst Ihren Dank
auszusprechen. gez.: Sydow.