Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Brüssel ein drahtloser Telegraphendienst (1) eingerichtet sei, dort in Be- 
gleitung des amerikanischen Gesandten, der den Schutz der deutschen Archive 
übernommen hat, persönlich eine Haussuchung vorgenommen. Das Ge- 
sandtschaftsgebäude wurde vom Keller bis zum Dach durchsucht, und man 
soll sogar auf die Dächer gestiegen sein, um festzustellen, ob das Gerücht 
einen wahren Hintergrund habe. Der belgische Justizminister sollte seine 
Zeit, anstatt auf unsinnige Gerüchte hin die deutsche Gesandtschaft zu durch- 
stöbern, lieber dazu anwenden, die belgischen Schandbuben, die sich wie 
Bestien gegen die deutschen Soldaten verhalten haben, der verdienten 
Bestrafung entgegenzuführen. Wenn er selbst keine Initiative dazu er- 
greifen will, wird er hoffentlich s. Z. von deutscher Seite dazu genötigt 
werden- sich dieser nützlicheren und dringend notwendigen Arbeit zuzu- 
wenden. 
  
  
Nachrichten aus unseren Kolonien. » 
W.T.B.Betlin,15.Auguft.NachtichtenausDeutschSildweft- 
afrika besagen, daß das dortige Schutzgebiet bisher unbehelligt geblieben 
ist. Auch in Kamerun hat sich bis jetzt nichts Kriegerisches ereignet. Von 
Deutsch-Ostafrika fehlen direkte, von der Südsee alle Nachrichten. In Togo 
haben unbedeutende Patrouillengefechte mit eingedrungenen französischen 
Truppenabteilungen stattgefunden, bei denen der Feind drei Tote, die 
deutschen Abteilungen keine Verluste zu verzeichnen haben. Auch englische 
Truppen sind in Togo vorgedrungen, ohne jedoch bis jetzt mit deutschen 
Abteilungen in Berührung gekommen zu sein. 
Die russischen Desertionen dauern an. 
W.T. B. Lemberg, 15. August. Nach übereinstimmenden Blätter- 
meldungen von der galizischen Grenze nehmen die Desertionen der russi- 
schen Grenzwachen und der Kosaken immer größere Dimensionen an. 
Die Nordsee ist frei! 
W.T.B. Berlin, 16. Aug. Die im neutralen Auslande verbrei- 
tete Ansicht ist unzutreffend, daß die deutschen Häfen blockiert, der Schiffs- 
verkehr neutraler Staaten mit Deutschland unterbunden sei: Kein Hafen 
ist blockiert, dem Schiffsverkehr neutraler Staaten mit Deutschland steht 
nichts im Wege. Die englischerseits ausgestreuten Behauptungen, die 
Nordsee sei deutscherseits mit Minen verseucht, ist unrichtig. Neutrale 
Schiffe für die deutschen Nordsee-Häfen haben bei Tage einen Punkt, 
10 Seemeilen Nordwest von Helgoland, anzusteuern. Dort ist deutscher- 
seits für Lotsen gesorgt, welche die Schiffe in den deutschen Hafen ge- 
leiten. Ostseehäfen haben neutrale Schiffe direkt anzusteuern. Vor jedem 
Hafen sind Lotsen. Das Kohlenausfuhrverbot ist nicht auf Bunkerkohlen 
ausgedehnt und die Kohlenversorgung gewährleistet. 
Der Kaiser geht zur Armee. 
W.T.B. Berlin, 16. August. Seine Mojestät der Kaiser hat 
heute 8 Uhr vormittags in der Richtung Mainz Berlin verlassen. 
Kaiser Wilhelm hat an den Oberbürgermeister von Berlin folgen- 
den Erlaß gelangen lassen: 
„Der HPorigen der kriegerischen Operationen nötigt mich, mein 
Hauptquartier von Berlin zu verlegen. Es ist mir ein Herzensbedürfnis, 
der Berliner Bürgerschaft mit meinem Lebewohl innigsten Dank zu 
 
	        
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