Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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nach der jetzigen allgemeinen Mobilmachung haben wir versucht, was nur 
möglich war. Aber vergeblich. Rußland hat vor der schweren Verantwor- 
tung nicht zurückgescheut, den Weltbrand zu entfesseln. Ich habe soeben von 
unserem Botschafter in Konstantinopel ein Telegramm erhalten, worin mir 
mitgeteilt wird, daß am dortigen englischen Botschaftsgebäude ein Plakat 
angeschlagen ist, die deutsche Flotte hätte in der Nordsee eine furchtbare 
Niederlage erlitten und zwanzig ihrer besten Schiffe dabei verloren. Kein 
wahres Wort ist an dieser Geschichte. Sie sollte natürlich dazu dienen, bei 
den Türken Stimmung zu machen. 
Die frivole Politik Rußlands trägt die direkte Schuld am Kriege. 
Wirkämpfen heute nicht nur für uns; besonders die 
skandinavischen Länder müssen ja verstehen, daß 
es auch um ihre Enxistenz geht. 
wenn Rußland siegen sollte. Daß also mit unserem Schicksal auch dasjenige 
anderer germanischer Länder von höchster Geisteskultur verknüpft ist, das 
läßt uns, die wir mit reinem Gewissen in den Krieg ziehen, mit doppelter 
Entschlossenheit kämpfen. 
Man hat oft Einwand gegen mich erhoben, daß ich zu viel des ethischen 
Moments in die Politik trage, betrachten Sie die Haltung unseres Volkes; 
bedenken Sie, was es heißt, daß auch unsere Sozialdemokraten, die mir so 
oft in der inneren Politik Schwierigkeiten bereiteten, jetzt Mann für Mann 
mit uns gehen. Es sind tiefe sittliche Kräfte, die alles vorwärts treiben. 
Noch eins: Unsere Mobilmachung ist noch nicht ganz beendet, und schon hat 
unsere Armee beträchtliche Erfolge erzielt: Lüttich, Mülhausen, Lagarde 
und das Land vom Feinde gesäubert. Ein Volk aber, das sich im Vollbesitz 
seiner moralischen Kraft wie ein Mann erhoben hat und so Bewunderns- 
wertes zu leisten vermag, das kann nicht unter die Räder-kommen, und das 
kommt nicht unter die Räder! 
Ankunft des Botschafters Prinz Hohenlohe. 
W.T.B. Berlin, 19. August. Der österreichisch-ungarische Bot- 
schafter Gottfried Prinz zu Hohenlohe ist nachmittags hier eingetroffen. 
General Léman gefangen. 
Gegenüber den ausländischen Lügen teilt die „Kölnische Zeitung“ mit, 
daß der Kommandant der Festung Lüttich, General Léman, am 19. August 
im Auto als Gefangener in Köln eingetroffen ist. 
Oesterreichische Stimmen über den Aasgeier Japan. 
W.T. B. Wien, 20. Aug. Die Meldung von dem Ultimatum 
Japans an Deutschland wird hier in aller Ruhe ausgenommen. Die ge- 
samte Presse bringt die Anschauung zum Auedruck, daß Japans Auftreten 
im fernen Osten an der allgemeinen Kriegslage weiter nichts ändere. Was 
jetzt mit den deutschen Kolonien und Schutzgebieten geschehe, habe nur den 
Charakter von Episoden und sei für den Ausgang des großen Krieges ohne 
Bedeutung. Die Entscheidung über die gesamte Weltlage und Zukunft 
falle auf den Schlachtfeldern des europäischen Festlandes. 
Zwei Batterien, eine Fahne und 500 Gefangene erobert! 
W.T. B. Berlin, 20. August. Unsere Truppen eroberten bei 
Tirlemont eine Feldbatterie, eine schwere Batterie, eine Fahne und machten
	        
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