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für Eure Majestät, unsern Allergnädigsten Kriegsherrn, und für unser
geliebtes Vaterland. Wir alle erbitten uns die Allerhöchste Gnade, Eurer
Mojestät heute huldigen zu dürfen mit dem begeisterten Jubelruf: Gott
segne, Gott erhalte und beschütze Eure Moajestät, unsern heißgeliebten, Aller-
gnädigsten Kaiser, König und Kriegsherrn. Erzherzog Friedrich, General
der Infanterie.“ «
Der Kaiser erließ folgendes Antworttelegramm:
„Der Beginn des 85. Jahres Meines, der Wohlfahrt Meiner Staaten
und dem Gedeihen Meiner Wehrmacht gewidmeten Lebens hat durch die
Mich tief ergreifende Beglückwünschung, die Eure K. u. K. Hoheit Mir im
Namen aller Ihnen unterstellten Streitkräfte zu Lande und zur See aus-
gedrückt haben, eine besondere Weihe gefunden. In dem Sturm, der die
Monarchie durchbraust, sehe ich aufrecht, tapfer und todesmutig die gesamte
Wehrmacht, mächtig, begeistert, wie die Völker, deren kriegspflichtige
jugendliche Blüte nicht bloß, sondern auch deren männlich gereiften älteren
Teil sie umfaßt. Ihnen und allen Führern, die Mein Vertrauen und der
Segen des Vaterlandes geleitet, allen Braven, die da kämpfen für Oester-
reich-Ungarns Ehre und Bestand, allen sage Ich wärmsten Dank und
sende Ich den Herzensgruß ihres Kriegsherrn. Franz Josef m. p.“
Der österreichische Vormarsch.
Die in Wien erscheinende Wochenausgabe von Streffleurs Militär-
blatt, die etwa unserem Militär-Wochenblatt entspricht und offiziösen
Charakter hat, enthält folgende Angaben über die Kriegsereignisse:
„Der in den ersten Tagen nach der Kriegserklärung gemeldeten
Zurückziehung der russischen Grenzwachtruppen folgte inzwischen auch der
Rückmarsch der im Innern Russisch-Polens gestandenen Hauptkräfte der
Armee’'von Warschau. Daraus ist zu schließen, daß die russische Kriegs-
bereitschaft trotz der mehrjährigen Vorsorgen und trotz der Massierung von
Truppen an der Westgrenze keineswegs so weit gediehen ist, um die Auf-
nahme des Kampfes in Russisch-Polen ratsam erscheinen zu lassen.
Die bisherigen Zusammenstöße an der Westgrenze Rußlands stellen
sich daher im Zusammenhange mit den Meldungen über den Rückzug der
russischen Hauptkräfte aus Kongreßpolen als eine Demonstration zur Ver-
schleierung des Abmarsches des russischen Gros dar.“
Ueber die Vorgänge auf dem serbisch-montenegrinischen Kriegsschau-
platz berichtet das genannte Blatt folgendes:
„Uebereinstimmenden Meldungen zufolge ist die Hauptkraft der ser-
bischen Streitkräfte unter dem Kommando des Kronprinzen Alexander,
dem ein russischer General beigegeben ist, im Morawa-Winkel, im Raum
um Kragajevac, im Herzen des Landes, konzentriert. Das Kommando
der Drina-Armee führt General Stepanovic.
Der Verpflegung der serbischen Armee erwachsen immer größere
Schwierigkeiten. Es wird nur mehr Speck verabreicht, der infolge der
großen Hitze Dysentrie erzeugt hat. #
Vom Lowcen, dessen Artillerie durch zwei serbische Artillerie-Regi-
menter verstärkt und der mit 30 russischen kleinkalibrigen Schnellfeuer-
geschützen bestückt wurde, eröffneten die Montenegriner am 8. und 9. ein
erfolgloses Bombardement auf den Abschnitt Teodo. Die Podgoritza=
Division befindet sich hinter dem Lowcen.“