Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Regierung sei fest entschlossen, die Politik der Neutralität weiter zu ver- 
folgen, die aus Gründen angenommen sei, die aller Welt bekannt seien. 
Die Vertreter der Gruppe bestanden auf ihrem Ersuchen, indem sie 
hervorhoben, gegenüber der öffentlichen Meinung aufklärend zu wirken 
und das Verhalten der Regierung sicherer zu machen gegen Strömungen, 
die eventuell versuchen könnten, sie zu einer Aenderung ihrer Politik zu 
veranlassen. Die Vertreter spielten dabei auf die Möglichkeit einer Mobili- 
sienung an. Salandra antwortete, nichts berechtige zu einer solchen An- 
nahme und er erklärte alle Gerüchte von einer Mobilisierung für un- 
begründet. 
Kaiserlicher Dank. 
W.T. B. Berlin, 22. August. Seine Majestät der Kaiser hat 
folgende Kabinettsorder erlassen: 
Mobilmachung und Versammlung des Heeres an den Grenzen sind 
vollendet. Mit beispielloser Sicherheit und Pünktlichkeit haben die deut- 
schen Eisenbahnen die gewaltige Transportbewegung ausgeführt. Dankbar 
gedenke Ich zunächst der Männer, die seit dem Kriege 1870/71 in stiller 
Arbeit eine Organisation geschaffen haben, die nunmehr ihre ernste Probe 
glänzend bestanden hat. Allen denen aber, die Meinem Rufe folgend mit- 
gewirkt haben, das deutsche Volk in Waffen auf den Schienenwegen den 
Feinden entgegenzuwerfen, insbesondere den Linienkommandanturen und 
Bahnbevollmächtigten sowie den deutschen Eisenbahnverwaltungen vom 
ersten Beamten bis zum letzten Arbeiter spreche Ich für ihre treue Hin- 
gabe und Pflichterfüllung Meinen Kaiserlichen Dank aus. Die bisherigen 
Leistungen geben Mir die sicherste Gewähr, daß die Eisenbahnen auch im 
weiteren Verlauf des großen Kampfes um des deutschen Volkes Zukunft 
jederzeit den höchsten Anforderungen der Heerführung gewachsen sein 
werden. 
Großes Hauptquartier, 22. August 1914. 
gez. Wilhelm I1. R. 
Ein Sieg gegen starke rusfische Streitkräfte in Ostpreußen. 
W.T. B. Berlin, 22. August. Starke russische Kräfte sind gegen 
die Linie Gumbinnen— Angerburg im Vorgehen. Das erste Armeekorps 
hat am 20. d. Mts. erneut den auf Gumbinnen vorgehenden Feind an- 
gegriffen und geworfen. Dabei sind achttausend Gefangene gemacht und 
acht Geschütge erbeutet. Von einer bei dem Armeekorps befindlichen 
Kavallerie-Division war längere Zeit keine Nachricht da. Die Divifion 
hat sich mit zwei feindlichen Kavallerie-Divisionen herumgeschlagen. Sie 
taf- gestern bei dem ersten Armeekorps mit fünfhundert Eefangenen 
wieder ein. 
Weitere russische Verstärkungen sind nördlich des Pregel und südlich 
der masurischen Seenlinie im Vorgehen. Ueber das weitere Verhalten 
unserer Ostarmeen muß noch Schweigen bewahrt werden, um dem Gegner 
unsere Maßnahmen nicht vorzeitig zu verraten. 
Die Russen geschlagen: 8500 Gefangene, 8 Geschütze erbeutet. 
In Elsah-Lothringen alles gut. 
Berlin, 23. August. (W.B. — 1.25 Uhr früh.) Starke rufstfische 
Kräfte gehen gegen die Linie Gumbinnen—Angerburg vor. Das erste 
Armeekorps griff am 20. August den erneut auf Gumbinnen vorgehenden 
 
	        
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