Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Ultimatum. Sie verfolgt mit Aufmerksamkeit die Entwicklung des öster- 
reichisch-serbischen Konfliktes, imn welchem Rußland nicht in- 
different bleiben kann. 
Serbiens Antwort. 
Am 25. Juli, 6 Uhr abends, lief die der serbischen Regierung für die 
Beantwortung des Ultimatums gestellte Frist ab. Um 5 Uhr 36 Minuten 
nachmittags begab sich Ministerpräsident Paschitsch in die österreichisch- 
ungarische Gesandtschaft und überreichte die Antwortnote der serbischen 
Regierung. Er verabschiedete sich in der konziliantesten Weise von dem 
österreichisch-ungarischen Gesandten Frhr. v. Giesl und verließ 5 Uhr 
45 Minuten die Gesandtschaft, vor der sich eine ungeheure Menschen- 
menge angesammelt hatte. Nachdem die Antwort vom österreichisch- 
ungarischen Gesandten als ungenügend erachtet worden war, zeigte er 
der serbischen Regierung den Abbruch der diplomatischen Beziehungen 
an und verließ mit dem Gesandtschafts= und Konsulatspersonal 6 Uhr 
30 Minuten Belgrad. Etwa zur gleichen Zeit erhielt der serbische Ge- 
sandte in Wien seine Pässe zugestellt. 
Die ablehnende Haltung Serbiens wird verständlich, wenn man die 
ihm zweifelsohne sofort übermittelte Stellungnahme der russischen Re- 
gierung vom 24. Juli, sowie das Telegramm beachtet, welches der Zar 
in Beantwortung einer Depesche des die Regierung führenden Kron- 
prinzen von Serbien bereits unter dem 14. Juli an diesen gerichtet hatte. 
Das Telegramm, das unzweifelhaft Serbien den Rücken steifen sollte und 
auch gesteift hat, lautete: 
Peterhof, 14. Juli. 
„Ew. königl. Hoheit haben, als Sie sich an mich in einem ausneh- 
mend schweren Moment wandten, sich nicht in den Gefühlen geirrt, die 
ich zu Ihnen hege, und in meiner herzlichen Gewogenheit für das 
serbische Volk. Die jetzige Lage der Dinge erweckt meine aller- 
ernsteste Aufmerksamkeit, und meine Regierung macht alle Anstren- 
gungen, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu beseitigen. Ich 
zweifle nicht daran, daß Ew. Hoheit und die königliche Regierung von 
dem Wunsche durchdrungen sind, diese Aufgabe zu erleichtern, indem 
sie nichts außer acht läßt, um zu einer Entscheidung zu kommen, die 
die Würde Serbiens wahre und die Greuel eines neuen 
Krieges vermeide. Solange die geringste Hoffnung vorhanden ist, 
Blutvergießen zu vermeiden, müssen alle unsere Bemühungen auf 
dieses Ziel gerichtet sein. Sollten wir jedoch entgegen unseren aller- 
aufrichtigsten Wünschen hierin keinen Erfolg haben, so können Ew. 
Hoheit davon versichert sein, daß Rußland auf keinen Fall 
gleichgültig gegenüber dem Geschick Serbiens ver- 
bleiben wird. (Gezeichnet:) Nikolaus.“ 
Mobilmachung in Serbien. 
Belgrad, 26. Juli. Der Thronfolger hat im Namen des Königs 
die Mobilmachung der gesamten Armee angeordnet.
	        
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