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Es ist mir ein Bedürfnis, Dir mitzuteilen, daß ich heute nachmittag
in Ems eine große Zahl braver württembergischer Soldaten begrüßen
konnte, welche ihre Wunden mit bewunderungswürdiger Hingabe er-
trugen. Ich habe ihnen einen Gruß von Dir gebracht. Du kannst stolz
sein auf Deine Landeskinder. Herzlichen Gruß Wilhelm.
Darauf ist folgende Antwort eingetroffen:
Tief gerührt durch Dein Telegramm, danke ich herzlich für die
Nachricht von meinen Landeskindern. Ich weiß, daß Du auf sie bauen
kannst. Ein jeder wird bis zum letzten Atemzuge seine Pflicht tun für
unsere große, gerechte Sache in Hingebung für seinen obersten Kriegs-
herrn. Wilhelm.
Die kurze Herrschaft der Franzosen über Mülhausen.
hat eine bezeichnende Erinnerung hinterlassen. W.T.B. meldet aus Mül-
hausen, 30. August. Nach der Räumung Mülhausens durch die Fran-
zosen fand sich an den Anschlagsäulen folgende Bekanntmachung: Hier-
mit wird zur Kenntnis gebracht, daß Patrouillen alle Keller und Häuser
der Ortschaft durchsuchen werden. Im Falle, daß deutsche Verwundete
oder irgendwelche deutsche Soldaten darin versteckt aufgefunden würden,
so würden die Hausbesitzer, die es den französischen Militärbehörden nicht
sogleich gemeldet hätten, sofort erschossen werden. Nieder-Morschwiller,
am 20. August 1914. Der Kommandierende General. Vautier.
Geschieht deutscherseits im Drange der Notwehr gegen Franktireur=
gesindel ein gleiches, so zetern die Rothosen über Barbarei.
Abschied des französischen Generalissimus?
W.T.B. Kopenhagen, 29. August. Pariser Blättermeldungen,
die über Rom kommen, besagen, General Joffre habe seinen Abschied als
Oberstkommandierender verlangt und als Grund das schlechte Zusam-
menarbeiten unter den Generalen angegeben.
Mobilisierung der Türkei.
Konstantinopel, 29. August. Eine offizielle Mitteilung der
Pforte besagt: Wegen Mobilisierung ist es ausländischen Flugzeugen
verboten, über türkisches Gebiet zu fliegen. Die Militärposten sind an-
gewiesen, auf Zuwiderhandelnde zu schießen.
Infolge der Mobilisierung entfaltet der Rote Halbmond seit einigen
Tagen eine eifrige Tätigkeit in Stambul. Drei große Schulen sind als
Spitäler eingerichtet und eine Kommission ist gebildet worden, deren
Aufgabe es ist, die Mittel zur Sicherung und Verproviantierung Kon-
stantinopels sowie zur Hereinbringung der Ernte und der Durchführung
der landwirtschaftlichen Arbeiten des kommenden Jahres zu prüfen. Die
Stadtpräfektur teilt mit, daß die Einfuhr von Getreide frei ist.
Konstantinopel, 29. August. Das „Amtsblatt“ veröffentlicht
ein Gesetz, welches die Landwirtschaftliche Bank ermächtigt, dem Staats-
schatze ein Darlehen von 330 000 Pfund zu gewähren.
Seeschlacht in der Nordsee.
Tollkühner Kampf deutscher Kreuzer und Torpedoboote.
Im Laufe des gestrigen Vormittags sind bei teilweise unsichtigem
Wetter mehrere moderne englische kleine Kreuzer und zwei englische