Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Geist von Schiller und Kant, von Schleiermacher und Fichte. Er geht 
unseren Heeren voran, er weist uns die Wege. Wenn Goethe wieder unter 
uns weilte, er würde lächelnd und befriedigt manches zurücknehmen, was 
er über deutsche Untugenden gesagt und geklagt hat. Wenn Bismarck und 
Richard Wagner wieder auferstünden, sie würden zufrieden sein mit ihrem 
Volk. Mit uns sicht aber nicht nur der Geist der deutschen Vergangenheit, 
wir fechten nicht allein für das geistige Erbe unserer VBäter, wir kämpfen 
auch für die europäische Kultur, ihren Fortbestand und ihre Zukunft. Unser 
Sieg sichert Gerechtigkeit und Ordnung, Wohlstand und Bildung für 
Europa und für die Welt. Wenn wir russischer Herrschsucht, englischer 
Scheelsucht, französischer Rachsucht erlägen, müßte der Genius Europas sein 
Haupt verhüllen. Der Ausgang dieses Krieges wird darüber entscheiden, 
ob deutscher Geist und deutsche Kultur belebend und befruchtend auf die 
Welt wirken werden, oder ob diese der Barbarei, Verderbtheit und Ver- 
knechtung zum Opfer fallen soll. Und darum werden wir das Schwert 
nicht aus der Hand legen, bis wir unser Land gegen die Wiederkehr eines 
so ruchlosen Ueberfalles gründlich und für lange hinaus gesichert und bis 
wir in Europa einen Zustand hergestellt haben, der die Möglichkeit fried- 
lichen und ruhigen Nebeneinanderlebens der Völker im Interesse der Förde- 
rung ihrer materiellen und geistigen Wohlfahrt wirklich gewährleistet. 
Das Volk, dessen größter König sieben Jahre lang gegen halb Europa im 
Felde stand, das vor 100 Jahren mit dem ausgesogenen und zerschlagenen 
Preußen für den Befreiungskampf Europas gegen französische Weltherr- 
schaft die Kerntruppe stellte, wird auch in einem langen Kriege sicherlich 
nicht mutlos das Schwert sinken lassen .. Ich möchte nicht, daß Sie es 
für Ruhmredigkeit hielten oder für den Augdruck einseitiger Beurteilung, 
wenn ich sage, wie groß steht gegenüber seinen Feinden jetzt das deutsche 
Volk da! Wie wundervoll treten heute die Tugenden dieses Volkes zutage, 
nicht nur sein Heldenmut, den die Welt kennt seit Siegfrieds Tagen, seit 
den Uranfängen unserer Geschichte, wo sich die Wurzeln des deutschen Volkes 
mit denen der skandinavischen Völker berühren, sondern auch seine anderen 
Vorzüge, sein tiefgewurzeltes, selbstverständliches Pflichtgefühl, sein Sinn 
für Ordnung, die Selbstzucht, die jeder an sich übt, die Reinheit des deutschen 
Gemütes, der deutsche Fleiß, die deutsche Arbeitskraft, die Gründlichkeit 
deutscher Bildung, der unverwüstliche deutsche Idealismus, das deutsche 
Gottvertrauen. Sehen Sie, wie die deutschen Heere im Westen und Osten 
alles vor sich niederwerfen, wie sie aufmarschiert sind, wie in diesem Mil- 
lionenheer jeder den ihm angewiesenen Platz ausfüllt, jeder freudig seine 
Pflicht erfüllt, sehen Sie, mit welcher Sicherheit und Pünktlichkeit Tausende 
von Eisenbahnzügen von früh bis spät die Truppen nach dem Westen und 
Osten befördern, wie die Verwaltungsmaschine ohne Störung noch Stocken 
weiter arbeitet, sehen Sie das ruhige, friedliche Bild, das die Millionen= 
stadt Berlin auch heute bietet, sehen Sie (der Fürst wies aus dem Fenster 
auf den Tiergarten), wie der Rasen dort im Tiergarten heute ebenso ge- 
pflegt ist wie in tiefster Friedenszeit, wie die Rosen im Rosengarten an 
der Charlottenburger Chaussee blühen und prangen wie immer, sehen Sie 
die ruhige, gesittete, im wahren Sinne vornehme Haltung dieses Volkes, 
wo jeder seine Schuldigkeit tut, ohne Prahlerei noch wüsten Lärm, wo Sie 
kein häßliches Geschrei auf den Straßen hören, sondern nur, wenn wieder 
eine Siegesnachricht eingetroffen ist, eines unserer schönen nationalen 
Lieder, schauen Sie auf das Bild, das in diesem Augenblick nicht nur die
	        
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