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Ihnen und der Bürgerschaft Münsters meinen herzlichsten Dank für
treues Gedenken am gestrigen Tage, den ich in Ihren Mauern verleben
zu können gehofft hatte. Gott schenke unserem Volke in Waffen, besonders
auch den tapferen Söhnen der roten Erde, weiterhin Kraft und Zuver-
sicht im Kampfe wider alle Feinde unseres teuren Vaterlandes.
Wilhelm.
Generaloberst v. Hindenburg Nitter des Ordens Pour le merite.
Seine Majestät der Kaiser hat dem Sieger in der Schlacht bei den
masurischen Seen, Generaloberst v. Hindenburg, den Orden Four lo
mérite verliehen.
Wie die NRussen über ihre Niederlage bei Tannenberg berichten.
Die Petrograder Zeitung vom 2. September meldet darüber:
Ein Teil unserer in Ostpreußen bisher überall siegreich vorgedrun-
enen Truppen ist, wie gestern zu später Abendstunde aus dem Stabe des
öchstkommandierenden mitgeteilt wurde, von einem bösen Mißgeschick
betroffen worden. Offenbar durch die besonderen Verhältnisse des von
zahlreichen Seen, Sümpfen und Wäldern durchquerten Geländes begün-
stigt, haben überlegene (bekanntlich ist das Gegenteil der Fall) Massen
des Feindes zwei unserer Armeekorps (es waren fünf) überraschend an-
Ersreten und ihnen durch ein außerordentlich heftiges Artilleriefeuer
chwere Verluste zugefügt. Wie mörderisch der Kampf gewesen ist, zeigt
der Verlust dreier Generale und mehrerer Staboffiziere, darunter des aus
dem Japanischen Kriege bekannten ausgezeichneten Heerführes Samsso-
now. Inwieweit dieser schmerzliche Mißerfolg, von dessen Größe der
Bericht doch nur eine verschwommene Vorstellung gibt, den Vormarsch
unserer Truppe zu verzögern geeignet ist, entzieht sich der Beurteilung.
Ist doch sowohl die Gesamtstärke der Operationsarmee, sowie ihre Ver-
teilung unbekannt und die Stärke und Dislokation des Feindes erst recht
eine unbekannte Größe. Indes kann mit einem gewissen Grade von
Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die beiden in Frage kommen-
den Korps nur einen Bruchteil unserer in Feindesland stehenden Heres-
massen bildeten, die Lage also durch diesen einen Fehlschlag noch keine
wesentliche Verschiebung zu erfahren braucht. Die schweren Verluste an
Mannschaften sind, obgleich an sich betrübend, nichts weniger als unersetz-
lich. Das beinahe unerschöpfliche Menschenmaterial unseres Millionen-
heeres gestattet es, solche Lücken rasch auszufüllen und die zusammen-
geschmolzenen Truppeteile binnen kurzem wieder in normalem Zustande
an die Front zu schicken. Der Ausfall an tüchtigen Führern ist natürlich
nicht in der gleichen sozusagen automatischen Weie zu ersetzen, indes sollte
man meinen, daß sich in einem Heere, das vor nur neun Jahren im Feuer
eines langwierigen Krieges gestanden hat, eine nicht geringe Zahl er-
probter Offiziere zu finden ist, die sich für die Aufgabe des höheren Kom-
mandos gqualifizieren. Wenn der Sieg das kriegerische Feuer schürt und
damit neue Siege vorbereitet, so kann auch der Mißerfolg, indem er über
Blut und Leichen kostbare Erfahrung reifen läßt, der Träger schließlich
dauernder Erfolge werden. Darum darf heute wohl der Hoffnung Aus-
druck gegeben werden, daß die Opfer eines bösen Tages nicht umsonst ge-
bracht sind und der blutgetränkte Boden reichlich Früchte tragen wird.