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jũger „Laurel“ und „Liberty“ haben schwere Havarien gehabt. Bei dem
letzteren Schiff war ein Schornstein durch die deutschen Granaten völlig
weggeschossen und der andere von oben bis unten aufgerissen.
Schliehung der französischen Kammer.
Paris, 8. September. Im Ministerrat am 3. September in Bor-
deaux berichtete Millerand über die militärische Lage. Donn wurde eine
Reihe von Fragen beraten, besonders über die Lebensmittelzufuhr.
Die Session der Kammer ist geschlossen. Viviani weist in einem dies-
bezüglichen Brief an den Präsidenten der Kammer darauf hin, daß zahl-
reiche Abgeordnete im Felde stehen, und daß die, Nöte, welche Frankreich
drücken und die sich täglich häuften, der Kammer die Möglichkeit des
Zusammentritts nähmen. Ferner sei Frankreich durch höhere Gewalt und
die Ereignisse gezwungen gewesen, den Sitz der Regierung zu verlegen,
um den Widerstand des Landes zu verstärken und auszudehnen.
Wechsel auf dem spanischen Botschafterposten in Paris.
Aus Kopenhagen, 8. September, wird gemeldet: Aufsehen erregt in
Paris der plötzlich verfügte spanische Botschafterwechsel. Der bisherige
Botschafter Villa Urratia reiste unerwartet, ohne sich von dem französi-
schen Präsidenten und von der Regierung zu verabschieden, nach England
ab. Die Presse erörtert den Fall lebhaft und betont, in der Geschichte
Frankkeichs sei dies das erste Mal, daß der diplomatische Vertreter einer
fremden Macht Hals über Kopf ohne offizielle Verabschiedung Paris
verläßt. Urratias Nachfolger ist Valtierra, kein Diplomat, sondern Mili-
tär. Er nimmt den Rang eines Generalkapitäns im spanischen Heer ein.
Spanien bleibt neutral.
Mailand, 8. September. Der spanische Botschafter in Rom er-
klärte einem Mitarbeiter des „Corriera della Sera“, daß die Regierung
und die öffentliche Meinung Spaniens duchaus für absolute Neutralität
seien und daß die Gerüchte über eine Einmischung Spaniens völlig un-
begründet seien. «
Die Räumung von Boulogne.
Nach einer „Times“-Depesche aus Boulogne hat der Bürgermeister
der dortigen Bevölkerung befohlen, die Waffen einzuliefern und dem
Einzug der Deutschen keinen Widerstand entgegenzusetzen.
Rückkehr der belgischen Königin.
Rokterdam, 8. September. Der „Nieuwe Notterdamsche Cou-
rant“ meldet aus Vlissingen: Die Königin der Belgier ist gestern hier
eingetroffen und nach Antwerpen weitergereist. Eine große Zahl belgischer
Flüchtlinge ist hier angekommen, von denen hunderte nach England weiter-
fahren.
Verhaftung von Deutschen in Aegypten.
Frankfurt a. M., 8. September. Die „Frankfurter Zeitung“
meldet aus Stockholm: Viele Deutsche in Aegypten, die bisher auf freiem
Fuß belassen waren, wurden von den englischen Behörden verhaftet aus
Besorgnis, die Eingeborenen könnten durch sie Kenntnis von den deut-
schen Siegen erlangen.