Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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von Paris eine untergeordnete strategische Bedeutung beigemessen werde. 
Die Abschwenkung der deutschen Armeen nach Süden wird als sehr wesent- 
lich und für die Franzosen bedenklich angesehen. Die französischen Truppen 
zwischen Toul und Epinal würden dadurch gezwungen, sich zurückzuziehen, 
so daß die deutschen Truppen in Lothringen vorrücken könnten. In Paris 
will man wissen, daß die deutschen Truppen einen lebhaften Angriff auf 
das englische Hauptquartier unternahmen, vor allem hätten sie es auf die 
Gefangennahme des Generals French abgesehen. 
Englische Hetze. 
W.T. B. Christiania, 9. September. Die Behauptung der 
„Times“: deutsche Handelsschiffe unter norwegischer Flagge hätten in 
gesetzwidriger Weise eine Linie zwischen Newyork und Brasilien eröffnet, 
erweckt hier die größte Entrüstung. Der norwegische Reedereiverein erklärt 
die Behauptung für eine Lüge. „Morgenbladet“ sagt, man sei hier der 
Meinung, daß die ganze Behauptung der „Times“ aus der Luft gegriffen 
sei. Der Minister des Aeußern hat eine Untersuchung eingeleitet, um aller 
Welt die Haltlosigkeit der Behauptung der „Times" zu beweisen. Es gilt 
hier für sicher, daß die Meldung der „Times“ nur ein böswilliges englisches 
Manöpver gegen die korrekt freundliche Haltung Norwegens gegenüber 
Deutschland darstelle. Alle hiesigen Blätter sprechen sich in diesem 
Sinne aus. 
Englisches Mißhtrauen gegen Aegypten. 
W.T. B. Konstantinopel, 9. September. „Tasfiriefkiar“ er- 
fährt, daß die Engländer in den letzten Tagen gegenüber der Bevölkerung 
Aegyptens großes Mißtrauen an den Tag legen. Einige Blätter be- 
sprechen den zwischen England und Frankreich und Rußland abgeschlossenen 
Vertrag, dessen Wortlaut hier von der englischen Botschaft veröffentlicht 
wurde, und erblicken im Vertrag ein Zeichen der Schwäche. 
Der Khedive gegen den englischen Völkerrechtsbruch. 
Gegen die Ausweisung des deutschen Vertreters aus Aegypten durch 
den englischen Militärkommandanten in Kairo hat, wie die „Times“ 
schreibt, der Khedive selbst Einspruch erhoben als Verletzung seiner ihm 
allein zustehenden Hoheitsrechte über Aegypten. Der englische Komman- 
dant habe daraufhin die Verordnung von sich selbst durchgeführt und zu- 
gleich auf Grund des Kriegsrechts die oberen Landesbehörden Aegyptens 
dem englischen Militärkommando unterstellt. 
Gegen den japanischen Botschafter in Rom. 
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt in Nr. 217 vom 
10. September: 
In einem Interview soll der japanische Botschaftsrat in Rom einem 
Vertreter der „Stampa“ gegenüber erklärt haben, der Krieg zwischen 
Japan und Deutschland sei dadurch entstanden, weil Deutschland der 
japanischen Regierung die — nicht in der Form eines Ultimatums ver- 
langte — Zusicherung verweigert habe, daß das deutsche Geschwader in Ost- 
asien Frieden und Handel nicht durch kriegerische Operationen stören 
werde. Die Kriegserklärung Japans sei daher zum Schutze seiner Inter- 
essen und zur Verhinderung der Lahmlegung seines Handels notwendig 
geworden.
	        
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