Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

flämischen und holländischen Kunst ausdrückten, die nicht müde wurden, 
durch Wort und Schrift ihren Schülern Liebe und Achtung vor den 
Schönheiten einzuflößen, die Belgien und Holland auf jedem Gebiet der 
Kunst der Welt geschenkt haben. Und wenn wir ferner wissen, daß in 
beinahe jedem kleinen Platz in Deutschland die Vereinigung Heimat— 
schutz ängstlich über der Erhaltung des kleinsten altertümlichen Gebäudes 
wacht, also das Volk zur Würdigung der alten Kunst erzieht, wer glaubt 
dann noch, daß die Verwüstung von Löwen absichtlichem Vernichtungs- 
trieb zugeschrieben werden kann. Ich möchte deshalb den wohlgemeinten 
Rat geben, mit dem Urteil so lange zurückzuhalten, bis die offizielle 
Untersuchung uns einen richtigen Ueberblick über den wahren Sach- 
verhalt gibt.“" 
Unsere Flotte in der Ostsee. 
Ungehindert geht in der Ostsee die Schiffahrt an den deutschen 
Küsten vor sich, und die deutschen Kriegsschiffe stoßen bis in den Bott- 
nischen Meerbusen vor. Dort haben sie, sozusagen vor den Augen der 
feindlichen Flotte, einen russischen Handelsdampfer aufgebracht und ver- 
senkt. Die vorher an Bord genommenen Fahrgäste und die Besatzung 
wurden in einem deutschen Hafen an Land gesetzt und, soweit sie feind- 
licher Nationalität waren, nach dem Vorbild der Gegner als Kriegs- 
gefangene festgehalten. 
Die Walfischbai von den Deutschen besetzt. 
Wie der „Frkf. Ztg.“ vom 11. September aus London gemeldet wird, 
besetzten deutsche Truppen die Walfischbai. Die britische Regierung be- 
merkt dazu, die Bai könne leicht wieder gewonnen werden, sobald die 
südafrikanische Regierung ihre Vorbereitungen beendet hat, in Deutsch- 
Südwestafrika einzufallen. 
Ein Bericht des Vizerektors der Univerfität Löwen. 
Ein objektives Urteil, das gegen die belgischen und englischen Lügen 
über die Vernichtung Löwens Fhr vorteilhaft absticht, und das klar und 
offen die Schuld der Löwener Bevölkerung an dem nachfolgenden Straf- 
gericht dartut, gab dieser Tage einem Berichterstatter Dr. Coenrads, 
Vizerektor der Löwener Universität, der sich gegenwärtig mit den ge- 
flüchteten Schwestern und Ordensgeistlichen in Holland aufhält. Er er- 
zählte unter anderem:. 
Es ist für mich gar kein Zweifel vorhanden, daß auf die deutschen 
Soldaten furchtbar geschossen worden ist. Ich konnte deutsche und 
belgische Schüsse sehr gut unterscheiden. Was ich hörte, wenigstens fünf 
Minuten lang, waren keine deutschen Schüsse. Ich zählte zu den Geiseln 
der Stadt. Wir wechselten schichtweise als Geiseln miteinander ab und 
mußten jedesmal 24 Stunden, von 3 Uhr nachmittags an, im Rathause 
unsern Platz einnehmen. In den ersten Tagen war die Reihe am Bür- 
germeister der Stadt und am Rektor der Stadt. 
Dienstag traf das Los mich; ging doch durch meine Hand die 
Wohnungsvermittlung. Als ich an dem erwähnten Tage, nachmittags 
3 Uhr, mein Amt angetreten, da ging das furchtbare Schießen los. Re- 
guläre Truppen waren das nicht, da doch belgische Soldaten sich nicht 
mehr in der Stadt befanden. Im Saal waren zufällig noch drei Per-
	        
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