Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Linie ist auf der Fahrt von Philadelphia nach Rotterdam von den Eng- 
ländern aufgebracht und nach einem irischen Hafen geschafft worden. 
Lügenbericht der „Times“. 
Berlin, 10. September. (Amtlich.) Die „Times“ vom 3. Sep- 
tember schreiben im Bericht über Löwen, daß am 29. August in Lüttich 
330 englische Gefangene erschossen wurden, da sie Dum-Dum-eschosse 
besaßen. Die Nachricht ist erlogen. 
Der Angriff auf die „Dum-Dum-Kultur“. 
König Georg von England richtete an die britischen Schutzgebiete 
eine außerordentlich bezeichnende Kundgebung, um ihnen für die ein- 
mütige Unterstützung zu danken. Der König erklärt in dieser Aus- 
lassung folgendes: 
„In den letzten Wochen haben sämtliche Völker meines Reiches, 
des Mutterlandes und der Kolonien, sich geeinigt, um einem Angriff 
ohne gleichen auf Kultur und Weltfrieden die Spitze zu bieten. Ich habe 
dieseen unseligen Kampf nicht gesucht, im Gegenteil, meine Stimme hat 
sich immer zugunsten des Friedens erhoben. Meine Minister haben alles 
versucht, um die Spannung zu vermindern und die Schwierigkeiten zu 
beseitigen (1). Konnte ich mich abseits halten, als gezeichnete Verträge, 
woran auch mein Reich sich beteiligte, vernichtet, Belgiens Gebiet ver- 
letzt, seine Städte zerstört, Frankreich mit Untergang bedroht wurde? (1) 
Ich würde dann meine Ehre geopfert und die Freiheit meines Reiches 
und der Menschheit dem Untergang geweiht haben. Es freut mich, daß 
alle Teile meines Reiches meinen Entschluß billigen. Großbritannien 
und mein ganzes Reich betrachten die absolute Respektierung des einmal 
gegebenen Wortes in Verträgen, welche von Fürsten und Völkern unter- 
zeichnet wurden, als ein gemeinsames Erbteil. (I1!) Meine überseeischen 
Völker zeigten, daß sie dem ernsten Entschluß, welchen ich fassen mußte, 
zustimmen, indem sie mir Hilfe versprachen. Ich bin stolz darauf, der 
ganzen Welt zeigen zu können, daß meine Völker in den Kolonien eben- 
so fest entschlossen sind als diejenigen in meinem Königreich, die gerechte 
Sache bis zum befriedigenden Ende zu verteidigen. Damit ist die 
Einigkeit des Reiches glänzend ans Licht getreten.“ 
Im englischen Unterhause wurde gestern übrigens eine Drahtung 
des Wizekönigs von Indien verlesen, die nach dem „Tag“ tiefen Ein- 
druck machte. Der Vizekönig glaubt, versichern zu können, daß die Herr- 
scher der indischen Staaten einmütig ihre persönlichen Dienste und sämt- 
liche Mittel, über die sie verfügten, der Regierung angeboten hätten. 
Siebenundzwanzig Staaten besäßen eigene Truppen und hätten sie so- 
fort beim Kriegsausbruch der indischen Reegierung zur Verfügung ge- 
stellt. Der Maharadscha von Mysore stiftete 50 Lakh (1 Lakh gleich 
136 000 M.). Verschiedene Häuptlinge boten ein Krankenschiff an. Der 
Maharadscha von Pewoa stellte nicht nur sämtliche Mittel seines Staates, 
sondern auch seine eigenen Juwelen der Regierung zur Verfügung. Ein 
anderer Maharadscha werde, obgleich er schon älter als 70 Jahre ist, die 
Expeditionsarmee mit seinem 17jährigen Neffen begleiten. (Nat.-Ztg., 
11. September.)
	        
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