Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Die Wahrheit siegt in Italien. 
Die Zeitung La Nazione fordert in ihrem Leitartikel ihre Leser 
auf, die Uebertreibungen betreffend angebliche russische Siege und an- 
gebliche Grausamkeiten der deutschen und der österreichisch-ungarischen 
Truppen mit Vorbehalt aufzunehmen. Sie protestiert gegen diesen Ver- 
leumdungsfeldzug und bemerkt, daß der Krieg an und für sich etwas 
Grausames sei, erklärt es aber für unbegreiflich, daß der deutsche Sinn 
für Zivilisation und Disziplin sich dazu hergeben sollte, ihn noch bar- 
barischer zu machen. Was die Siege Rußlands angeht, so fragt sich die 
Nazione, ob es denn im Interesse Italiens gelegen sei, daß die Russen 
an das Adriatische Meer kommen. In diesem Falle, gegen welchen sich 
die Zeitung beschwörend wendet, würde der Slawismus uns traurige 
Tage bereiten. Die Nazione erklärt sich vollkommen einverstanden mit 
dem Standpunkt, der von dem Fürsten Bülow dargelegt wurde. Sie 
erklärt, niemand könne ernstlich daran denken, die gegenwärtige Si- 
tuation auszunützen, um Oesterreich in die Flanke zu fallen, und sagt: 
Wir erklärten die Neutralität, weil wir das Recht dazu hatten, aber es 
ist nicht zulässig, daß die antideutsche Koalition uns in den Konflikt 
hineinziehen will. Die Nazione hebt schließlich die Vorteile hervor, 
welche der Dreibund Italien verschaffte, indem er seine politische und 
wirtschaftliche Entwicklung begünstigte und es gegen Gefahren sicher- 
stellte. Das Volk Italiens könne in der jetzigen sehr ernsten Stunde nicht 
seine Geschichte von gestern vergessen. 
Eine Anfrage Amerikas in London. 
Wien, 10. September. Wie die „Neue Freie Presse“ aus Wiener 
diplomatischen Kreisen erfährt, soll Amerika kürzlich in London ange- 
fragt haben, ob dieses befriedigende Erklärungen abgeben könne, daß 
Japan keine mit der Integrität der amerikanischen Besitzungen im Stil- 
len Ozean im Widerspruch stehenden Unternehmungen beabsichtige. Auf 
diese Anfrage sei in Washington bisher keine Antwort eingelaufen. 
Von der englischen Ritterlichkeit. 
Nach dem Vorpostengefecht vor Helgoland ist viel davon die Rede 
gewesen, daß die Besatzungen englischer Torpedobootszerstörer sich be- 
müht hätten, die im Wasser schwimmenden Ueberlebenden des unter- 
gegangenen deutschen Torpedobootes „V. 187“ zu retten. Allerdings 
haben die englischen Zerstörer Boote ausgesetzt, aber nicht mit eigener 
Lebensgefahr und nicht im feindlichen Feuer, sondern der Hauptsache 
nach wohl nur in der Absicht, Gefangene zu machen. Ein deutscher See- 
offizier von „V. 187“, der gerettet wurde, berichtet, wie er mit drei Mann, 
die ebenfalls nach dem Untergang des Torpedobootes über Bord ge- 
sprungen waren, durch ein englisches Ruderboot aufgefischt wurde. Als 
sich dann plötzlich deutsche Kreuzer näherten, wurde das Ruderboot durch 
Signal an Bord des englischen Zerstörers zurückgerufen; die Boots- 
besatzung ging an Bord des Zerstörers, der deutsche Offizier mit seinen 
drei Leuten weigerte sich aber zu folgen, um nicht in Kriegsgefangen- 
schaft zu geraten. Der Zerstörer war indessen mit großer Fahrt ange- 
gangen, und da die Fangleine — ob mit oder ohne Absicht, bleibe dahin- 
gestellt — losgeworfen worden war, so trieb das Boot achteraus. Als
	        
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