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Russische Kriegsbeute in Berlin.
Heute früh 6 Uhr 30 Minuten ist auf dem Moabiter Güterbahnhof
eine reiche Kriegsbeute vom östlichen Kriegsschauplatz eingetroffen. Sie
besteht auf 67 Geschützen, 52 Wagen, 63 Patronenwagen, vielen Ma-
schinengewehren und anderen Waffen. Die Ersatzabteilung des 1. Garde-
seldartillerieregiments holte die Beute nach ihrem Kasernement ab, wo
sie bis zu weiterer Bestimmung aufbewahrt wird.
Anerkennung für das 2. bayerische Armeekorps.
Der Kommandierende General des 2. Armeekorps, Exzellenz von
Martini, erließ laut „Würzburger Generalanzeiger“ folgenden Korps-
Tagesbefehl:
An den großen Erfolgen der in Belgien und nordwestlich Metz
operierenden deutschen Armeen hat auch die 6. Armee einen wesent-
lichen Anteil, da sie durch ihr heldenmütiges Aughalten starke feind-
liche Kräfte gefesselt, deren Angriffe auf der ganzen Front siegreich
zurückgewiesen und damit den Feind verhindert hat, einen Teil seiner
Streitmacht nach Norden zu verschieben. Das zähe Standhalten der
6. Armee wurde von der obersten Heeresleitung ausdrücklich an-
erkannt. Die damit verbundenen Verluste sind nicht vergeblich gewesen
und treten in ihrer Bedeutung vor den erzielten Erfolgen zurück. Den
Truppen des 2. bayerischen Armeekorps, die für ihre Ausdauer unter
schwierigen Verhältnissen ganz besondere Anerkennung verdienen, ist
Vorstehendes bekanntzugeben mit dem Hinweis, daß die Gesamtlage
zunächst auch weiterhin ein unbedingtes Ausharren der 6. Armee
fordert, bis sie auf Befehl des Kaisers neuerdings zum Angriff
schreiten darf.
Neue Niederlage der Serben.
Heute in Pest eingetroffene Zeitungen aus Essegg teilen nach der
„B. Z.“ mit, daß die Einfälle der Serben in Slawonien am Montag be-
gannen. Trotz der vernichtenden Niederlage der Serben bei Mitro-
witza wurden sie am Dienstag an anderer Stelle fortgesetzt. Dabei kam
es zu Kämpfen, bei denen die österreichisch-ungarischen Truppen einen
glänzenden Sieg erfochten. Im Laufe der letzten zwei Tage sind mehr
als 6000 Gefangene nach Ungarn gebracht worden.
Die großen belgischen Verluste bei Namur.
Amsterdam, 11. September. Englische Zeitungen bringen jetzt
Erzählungen über den Fall von Namur. Die deutsche Artillerie er-
öffnete erst das Feuer auf die Verschanzungen, wo die belgischen Feld-
truppen gelagert waren. Die Belgier konnten das Feuer nicht erwidern;
sie sahen den Feind nicht einmal. Ganze Regimenter wurden fast ver-
nichtet. Nachdem fast alle Offiziere tot waren, ergriffen die Soldaten
die Flucht. Der belgische General Michel hat fast gar keine Vorberei-
tungen für einen Rückzug getroffen. Man hatte versäumt, die Depots
u vernichten. Die ganze Festungsartillerie und der größte Teil der
Feldartillerie wurde durch die Deutschen erbeutet. Am Ende wurde den
Belgiern noch der Rückzug bei Bois-les-Villers abgeschnitten. Die Bel-
gier schlugen sich unter schrecklichen Verlusten durch. Bei Namur kämpften
auf belgischer Seite, die Besatzung der Festung eingerechnet, 26 000