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Zusammensetzung der Nationen umgeformt wird, dann können wir für die
Zukunft eine allgemeine Erleichterung und militärische Entspannung er-
warten. Aber wenn Deutschland siegt, fuhr der Minister fort, so wird dies
nicht nur ein Sieg des ruhigen, ehrgeizigen, deutschen Handels sein und
des deutschen Volkes mit aller seiner Tüchtigkeit, sondern es würde auch
ein Sieg für die militärische „Blut= und Eisen-Schuld sein, deren Grund-
she urd Lehren dadurch bedeutend an Macht und Festigkeit gewinnen
wü
Zieht man bei diesen Aeußerungen des englischen Ministers seine ein-
seitigen Ansichten über den „preußischen Militarismus“ ab, so bleibt eine
sehr objektive Einschäßung der gegenwärtigen Verhältnisse übrig, aus
denen hervorgeht, daß selbst dem Engländer ein Sieg Deutschlands recht
wahrscheinlich erscheint. (Nat.-Ztg.)
Das Gefecht am Nyanzasee.
Haag, 12. September. Nach einem englischen Amtsbericht sind am
Mittwoch bei dem Angriff deutscher Truppen in Karonga am Nordwest-
ufer des Nyanzasees von den Engländern vier Weiße gefallen, sieben
Weiße wurden auf englischer Seite verwundet.
Wie ein Prinz stirbt.
Laut Feldtelegramm eines Samariters des Roten Kreuzes, der Dienst
in der Gefechtslinie hatte, an das Zentralbureau des Roten Kreuzes in
Frankfurt a. M. fiel der Prinz von Meiningen an der Spitze seiner Truppe,
den Säbel in der Faust. Er erhielt anscheinend eine leichte Schußverletzung
und erbat sich von dem herbeieilenden Samariter des Roten Kreuzes, der
ihn verband, einen Schluck Wasser, indem er ihm aus seinem Feldnotizblock
einen Zettel mit folgender Aufschrift übergab: „Wenn ich auf dem Felde
für Deutschlands Ehre falle, will ich mit meinen tapferen Kriegern gemein-
sam bestattet werden und nicht in meiner Fürstengruft.“ — Der Samariter
hieß Paul Becker und ist in der Berliner Kolonne im Etappendienst
beschäftigt.
Die Schlacht bei Lemberg.
Wien, 11. September. Amtlich wird bekannt gegeben: 10. Sep-
tember, abends. Die Schlacht bei Lemberg dauert an. Unser Angriff
gewinnt allmählich an Raum. Die Nachrichten vom südöstlichen Kriegs-
schauplatze lassen erkennen, daß Teile der serbischen Armee, während wir die
Drina überschritten, in Syrmien einbrachen, wo die Abwehr eingeleitet
worden ist. Der Stellvertreter des Generalstabs.
v. Hoefer, Generalmajor.
Die Aufhebung der Kapitulationen.
Rom, 11. September. Man glaubt hier, daß die Botschafter in Kon-
stantinopel einen Protest gegen die einseitige Aufhebung der Kapitulationen
durch die Türkei vorbereiten. Italienische Blätter sagen, die Türkei habe
die Hoffnung, ihre Maßnahme zu verwirklichen, auf die gegenwärtige euro-
päische Lage gesetzt, sie täusche sich aber, denn die Großmächte und unter
ihnen das neutrale Italien, würden auch während des Krieges für die
Interessen ihrer Schutzbefohlenen nicht minder nachdrücklich eintreten als
bisher. Die von gewisser Seite verbreitete Fabel, daß Deutschland hinter
dem Vorgehen der Pforte stecke, ist keiner Widerlegung wert.