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Carnegie auf dem Rückzuge.
Andrew Carnegie, der beim Beginn des Krieges den Deutschen Kaiser
als den Friedensstörer hinstellte, hat jetzt an die „Times“ folgendes Tele-
gramm gerichtet:
« „Der Deutsche Kaiser hat sich als nicht schuldig erwiesen. Ich glaube,
daß mehr gegen ihn gesündigt worden ist, als er selbst gesündigt () hat.
Herrscher werden oft überstimmt und sind oft nicht in der Lage, die inter-
nationalen Streitigkeiten zu kontrollieren. Die Geschichte allein wird die
Wahrheit wiedergeben. Der Kaiser, welcher allein von allen lebenden
Monarchen 26 Jahre hindurch den Frieden bewahrt hat, darf nicht ohne
weiteres verurteilt werden.“ (Deutsche Tagesztg., 13. Sept.)
Ein Ausfall der Besatzung von Antwerpen zurückgewiesen.
Westlicher Kriegsschauplatz, 12. September. Der Ausfall
einer Division aus Antwerpen wurde von bedeutend geringeren deutschen
Truppen blutig zurückgewiesen.
Russische Offiziere mit dem Gummiknüppel.
Von einem im Felde stehenden Leser des „Lok.-Anz.“ wird diesem aus
Königsberg, 10. September, geschrieben: »
„Vorgestern brachte ein Infanterist von einer Radfahrerkompagnie
als Siegestrophäen u. a. von der Front ein russisches Offizier-„Seiten-
gewehr“ mit, mit Troddel und Schärpe. So unglaublich es klingt: die
Scheide ist rund, und am Griff steckt statt des Degens ein „richtiggehender“
Gummiknüppel! Hätte ich das Ding nicht selbst gesehen, ich hätte es nicht
für möglich gehalten. Was mag das für ein Gesindel sein, das erst mit
einem Polizeiknüppel vorgetrieben werden muß!“
Marokto — franzöfische Kolonie!
Der Madrider Zeitung „El Liberal“ zufolge hat der Präsident von
Frankreich sämtliche französische Kolonien in Kriegszustand mit Deutschland
und Oesterreich-Ungarn erklärt. Unter den in der, der spanischen Regie-
rung bekanntgegebenen Verfügung des Präsidenten einzeln benannten fran-
zöfischen Kolonien ist Marokko als französische Kolonie erstmalig bezeichnet.
Eine zweite Verfügung des Präsidenten ermächtigt das französische
Kolonialheer zur Schutzbesetzung von Belgisch-Kongo.
Serbische Kampfesweise.
Prag, 11. September. Die „Bohemia"“ bringt eine Erzählung eines
bei Schabatz schwer verwundeten Hauptmanns über die Kampfesweise der
Serben, welche besagt: Die serbische Infanterie ist sehr tapfer, schießt aber
schlecht; nur ihre guten Schützen und die Komitatschis werden dazu ver-
wandt, auf Bäumen versteckt, hauptsächlich die österreichisch-ungarischen
Offiziere zusammenzuschießen. Die serbische Artillerie ist vorzüglich, was
sich ganz natürlich aus dem Umstand erklärt, daß sie im eigenen Lande
kämpft, jede Distanz genau kennt, und von der heimischen Landbevölkerung
sehr gut unterstützt wird. Wohin die österreichisch-ungarische Infanterie
sich bewegt, da sieht man überall Strohhaufen und Häuser in Flammen auf-
ehen; hierdurch wird der serbischen Artillerie die Richtung angegeben.
- der Gruft der Kirche zu Schabatz hat man eine Telephonzentrale vor-
gefunden, von welcher unterirdische Kabel nach verschiedenen Stellungen