— 330 —
Wer ist schuld an diesem verleumderischen Ultimatum? Wer hat diese un-
erhörte, jedem Völkerrecht hohnsprechende Fälschung begangen? Hat die
belgische Telegraphenbehörde dieses Verbrechen auf dem Gewissen, und mit
ihr die belgische Regierung? (Germania, 15. Sept.)
Das Verbrechen des Dreiverbandes.
Christiania, 13. September. Der norwegische Gelehrte Hanris
Aal veröffentlicht an der Spitze des Dagbladet, das der Regierung nahesteht,
einen flammenden Protest gegen die im Auslande verbreiteten falschen
Beschuldigungen über Deutschland. Er beweist, daß während des Buren-
krieges der Kaiser von Rußland dem Deutschen Kaiser vorgeschlagen habe,
das entblößte England anzugreifen, was Kaiser Wilhelm abgelehnt hat,
ebenso daß Deutschland während des japanischen Krieges Rußland nicht in
den Rücken fiel, sondern Rußland zu einem ehrenvollen Frieden verhalf.
Hätte Kaiser Wilhelm II. gewollt, so hätte Deutschland damals dem Zaren-
reiche den Todesstoß gegeben.
Aal zitiert dann die Rede Kaiser Wilhelms II. am 22. März 1905 in
Bremen. Jetzt sei Deutschland der Krieg aufgezwungen worden. Jeder
rechtlich Denkende könnte das in allen Dokumenten nachlesen. Rußland,
England und Frankreich standen fertig da und wollten den Krieg. Frank-
reich und Rußland haben schon vor der Kriegserklärung die Grenze über-
schritten. Belgien habe mit Frankreich einen Vertrag geschlossen; Deutsch-
lands Auftreten auch gegen Belgien sei völkerrechtlich berechtigt.
Bal schließt: In den letzten vierundzwanzig Jahren sei kein Land so
abgeneigt gewesen gegen den Krieg mit anderen zivilisierten Nationen und
so klar darüber, daß seine Eroberungen auf den Kulturfeldern mit geistigen
Waffen und nicht auf geographischem Gebiete mit dem Schwert erfolgen
müßten oder sich so seiner Verantwortung in der Politik bewußt, wie
Deutschland. Will man auf dessen Rüstungen hinweisen, so braucht man
nur zu antworten, Deutschland habe keinen Pfennig, keine Exerzierstunde
zuviel angewandt.
Der Inhalt des Artikels ist der, daß Deutschland in der Rotwehr ge-
handelt habe. Seine Sache sei gerecht. Jeder rechtlich denkende Nicht-
Rutsche hüßie dies laut vor aller Welt bekennen. (B. Z. am Mittag,
Sept.
Neue Spannung zwischen Mexiko und der Union.
W.T.B. Kopenhagen, 14. Sept. (Drahtb.) Die „Berlingske
Tidende“ meldet aus London: Von wohlunterrichteter Seite wird mit-
geteilt, das Verhältnis zwischen dem Präsidenten Wilson und General
Carranza, dem wirklichen Oberhaupt der Republik Mexiko, ist sehr ge-
spannt, weil Carranza in ziemlich unverschämtem Tone gefordert hätte,
daß die Truppen der Vereinigten Staaten Veracruz räumten. In den
letzten Tagen seien große amerikanische Truppenmassen an die mexika-
nische Grenze abgegangen. (Post, 14. Sept.)
Vom Brüsseler Bürgermeister Max
schreibt neuerdings der Brüsseler Sonderberichterstatter der „Köln.
Volkszeitung“:
„Der Herr Bürgermeister selbst setzt sich über alle Verbote hinweg
und gibt eine auf Schreibmaschine geschriebene Zeitung heraus, die von