Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— Polizeibeamten den „gutgesinnten“ Brüsseler Bürgern ins Haus ge- 
tragen wird. Ein solches Machwerk liegt mir vor und ich entnehme als 
Beispiel einer drastischen Berichterstattung folgende Nachricht, die in 
deutscher Uebersetzung lautet: 
„Wie ich erfahre, gelang es gestern abend einem englischen Ge- 
schwader, sich der Festung Cuxhaven zu bemächtigen. Morgen erwartet 
man den Einmarsch der englischen Truppen in Hamburg. Im Osten 
schreitet die russische Armee von Erfolg zu Erfolg, Königsberg und 
Graudenz sind in ihrer Hand, 400 000 Mann sind auf dem Anmarsch 
nach Berlin. Lemberg ist in den Händen General Ruszkys, der 70 000 
Helterrocche gefangen genommen, 500 Geschütze und viele Fahnen er- 
eutet hat.“ 
In dieser Form geht es das ganze Blatt herunter, und man weiß 
nicht, worüber man mehr staunen soll, über die Kühnheit, mit welcher 
Ehren-Max solche Nachrichten erfindet, oder über die völlige Urteils- 
losigkeit, mit welcher das belgische Volk, auch die gebildeten Schichten 
der Bevölkerung, solche Tatarennachrichten aufnimmt. Mit allen Mit- 
teln wird an der Verhetzung des Volkes gearbeitet. Da ist, wie man erst 
heute erfahren hat, dem belgischen Volke von seiner Regierung das 
zweite deutsche Anerbieten nach dem Falle von Lüttich vollkommen ver- 
heimlicht worden, und jeder Belgier ist erstaunt, von einem zweiten 
Friedensangebot zu hören. Der fieberhafte Eifer, mit welchem die Brüs- 
seler alle Ereignisse verfolgen, ließ die Befürchtung hegen, daß bei einem 
eventuellen Mißerfolge unserer Waffen eine Revolte in bedenkliche 
Möglichkeit gerückt wäre. Die starke Besatzung in Brüssel beruhigt aber“ 
hinsichtlich einer solchen Gefahr.“ « 
Kabinettswechsel in Griechenland. 
London, 14. September. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) 
Nach einem Telegramm aus Athen ist der griechische Minister des 
Aeußern, Streit, zurückgetreten. Ministerpräsident Venizelos hat das 
Ministerium des Aeußern übernommen. 
Vergewaltigung des Khediven durch England? 
Wien, 14. September. Die „Wiener Sonn- und Montagszeitung“ 
meldet aus Konstantinopel: Hier verlautet, daß die englische Regierung 
die Absicht habe, den Khediven, der sich gegenwärtig in Konstantinopel 
befindet, während der Dauer des Krieges an der Rückkehr nach Aegypten 
zu verhindern. (Deutsche Tagesztg.) 
Der Kleine Kreuzer „Hela“ durch ein englisches Unterseeboot in Grund 
geschossen. 
Berkin, 14. September. Amtliche Bekanntmachung. Am 13. Sep- 
tember vormittags wurde S. M. Kleiner Kreuzer „Hela“ durch den 
Torpedoschuß eines feindlichen Unterseebootes zum Sinken gebracht. 
Fast die gesamte Besatzung wurde gerettet. 
Der stellvertretende Chef des Admiralstabes. 
gez.: Behncke.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.