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Der deutsche Konsul in Abö hingerichtet?
Von der holländischen Grenze, 12. September, wird der „Köln. Ztg."“
gedrahtet: Nach einem in London eingegangenen Bericht haben die
russischen Behörden den deutschen Konsul in Abö in Finnland unter dem
Vorwand der Spionage hinrichten lassen. (Tägl. Rundschau.)
Ein echt russisches Mihverständnis.
Die „Nowoje Wremja“ vom 3. September schreibt: Bei der Unter-
suchung des deutschen Kreuzers „Magdeburg“ stellte sich ein interessanter
Umstand heraus, der auf die Behandlung der Mannschaften in der
deutschen Marine schließen läßt. In jeder Offizierskammer fand sich eine
lederne Peitsche, Handgriff 25 Zentimeter und 9 Riemen von 30 Zenti-
meter Länge. Auf dem Griff ist K. M. (Kaiserliche Marine) und der
Name des betr. Offiziers eingestempelt. Diese Peitschen zeigen das Merk-
mal eines sehr häufigen Gebrauchs; besonders abgenutzt ist die des
1. Offiziers, der ja nach dem Charakter seiner dienstlichen Tätigkeit am
meisten mit den unteren Chargen der Besatzung in Berührung kommt.
Wie sollten auch die Russen beim Anblick einer mehrschwänzigen
Peitsche an etwas anderes als an geprügelte Menschen denken können?
Wie sollten sie auf den Gedanken kommen, daß ein Klopfinstrument zu
etwas anderem verwendet werden könne, als um die Haut lebendiger
Menschen zu gerben? Und wie sollten echt russische Leute darauf ver-
fallen, daß irgendwo, und gar auf einer kaiserlichen Marine, regelmäßige
Kleiderreinigung betrieben und die Kleiderklopfpeitsche zur Befriedigung
täglichen Bedürfnisses notwendig sein könnte? Wir müssen die „Nowoje
Wremja“ hier wirklich gegen den aus mitteleuropäischen Begriffen etwa
aufsteigenden Verdacht böswilliger Mißdeutung in Schutz nehmen. Es
Handet sich wirklich um ein echt russisches Mi#zwerständnis. (Tägl. Rund-
au.
Ein franzöfischer Durchbruch abgewiesen. — Gouvernement Suwalli
unter deutscher Verwaltung.
W.T.B. Großes Hauptquartier, 14. Sept. 1914.
Im Westen finden am rechten Heeresflügel schwere, bisher unent-
schiedene Kämpfe statt. Ein von den Franzosen versuchter Durchbruch
wurde siegreich zurückgeschlagen. Sonst ist an keiner Stelle eine Ent-
scheidung gefallen.
Im Osten schreitet die Vernichtung der russischen ersten Armee fort.
Die eigenen Verluste sind verhältnismäßig gering. Die Armee von Hin-
denburg ist mit starken Kräften bereits jenseits der Grenze, das Gou-
vernement Suwalki wurde unter deutsche Verwaltung gestellt.
Der Generalquartiermeister von Stein.
Hindenburgs Siegesbericht an den Kaiser.
Großes Hauptquartier, 14. September.
General von Hindenburg telegraphierte an Seine Mazjestät: „Die
Wilnaer Armee, 2., 3., 4., 20. Armeekorps, 3. und 4. Reservedivision, fünf
Kavallerie-Divisionen, ist durch die Schlacht an den masurischen Seen
und die sich daran anschließende Verfolgung vollständig geschlagen.