Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

der deutschen Offensive aktive Operationen, aber dann stellte sich heraus, 
daß die Russen sich einem übermächtigen Gegner gegenüber befanden. 
An jener Front dauern die Kämpfe an. (Tag, 15. Sept.) 
Botha und Delarey über den Krieg. 
Die beiden bekannten Burengenerale haben sich im Senat in Kap- 
stadt nach holländischen Berichten folgendermaßen ausgesprochen: 
Botha teilt mit, daß die Regierung dem Wunsche der Reichsregie= 
rung gemäß beschlossen habe, einige Teile Südwestafrikas „aus strate- 
gischen Rücksichten“ zu besetzen. Die Regierung habe diesen Beschluß ge- 
laßt, weil sie den Namen und Ruf von Südafrikas Loyalität aufrecht- 
zuerhalten wünsche. Südafrika habe unter der englischen Flagge größt- 
mögliche Freiheit gehabt, und sei fast ebenso frei gewesen wie unter 
republikanischer Verwaltung. Das englische Volk sei „mit reinen Hän- 
den“ in den Krieg gezogen. Der englisch sprechende Volksteil Südafrikas 
solle aber bei den Afrikanern nicht den gleichen Enthusiasmus für den 
Krieg voraussetzen, der unter Engländern herrsche. Dennoch seien die 
Afrikaner keineswegs untreu, und sogar unter denjenigen, die vielleicht 
am wenigsten begeistert seien, sei keiner, der lieber unter deutscher als 
unter englischer Flagge lebe. Schließlich versicherte Botha, daß der Krieg 
sich nicht gegen das deutsche Volk, sondern gegen den Militarismus 
richte. Zahlreiche deutsche Untertanen seien im Gebiete der Union gute 
Bürger. Er betone, daß, solange jene Deutschen gute Bürger blieben, 
keine Wiedervergeltungsmaßnahmen gegen sie getroffen werden dürfen. 
General Delarey erklärte, daß er immer gemeint habe, daß der Krieg, 
wenn möglich, vermieden werden sollte. Er war Gegner des Krieges von 
1899. Nur wenn Südafrika angegriffen würde, wollte er es mit seiner 
Kraft verteidigen helfen. Er stimmte Botha bei, daß Deutschlands 
Macht gebrochen werden solle, weil Südafrika dann keinen Gefahren 
mehr ausgesetzt sei, aber, so fragte er, wenn die Macht Englands ge- 
brochen würde, was sollte dann aus Südafrika werden? Wenn seine 
dis nötig wäre, würde er sich immer der Regierung zur Verfügung 
ellen. 
Bei Würdigung dieser Aeußerungen ist zweierlei zu berücksichtigen, 
einmal, daß Botha und Delarey über die Geschichte des Kriegsausbruchs, 
wie zum Teil auch über deutsche Verhältnisse überhaupt nur aus eng- 
lischen Quellen unterrichtet sind, sodann, daß sie nach dem endgültigen 
Siege der Engländer über die Buren realpolitisch die gegebenen Ver- 
hältnisse, d. h. die englische Herrschaft anerkannt haben, um sich innerhalb 
derselben möglichst weitgehende Freiheiten zu retten. Alles, was sie in 
dieser Hinsicht erreicht habeen — und es ist nicht wenig — würden sie aber 
preisgeben, wenn sie vorzeitig, d. h. solange nicht begründete Aussicht 
auf Erfolg vorhanden ist, sich aufs neue gegen die englische Herrschaft 
auflehnten. (Kreuzztg. 439, 15. Sept.) 
Verrätereien englischer Instruktionsoffiziere. 
Die Südslawische Korrespondenz meldet aus Konstantinopel: 
In türkischen militärischen Kreisen wird mit andauerndem Be- 
fremden festgestellt, daß die englischen Instruktionsoffiziere der Marine 
es noch immer nicht für richtig befunden haben, auf ihre Stellen zu ver- 
zichten und aus türkischen Diensten zu scheiden, trotzdem es an einem
	        
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