Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Eine Rede des Marineministers Churchill. 
London, 12. September. 
In einer großen, gestern hier abgehaltenen Versammlung hielt der 
Marineminister Churchill eine Rede, in welcher er erklärte, daß die 
Situation gegenwärtig weit besser sei, als man nach dem ersten Stadium 
des Krieges hätte erwarten können. Wenn auch die letzte Schlacht ebenso 
unglücklich wie die gegenwärtig ausgefochtene gut und siegreich gewesen zu 
sein scheine, hätten wir immer die Zuversicht gehabt, daß, was auch immer 
kommen möge, der Krieg in Ueberstimmung mit den Interessen Eng- 
lands und den Interessen der Zivilisation enden wird. Unter Lachen 
seitens des Publikums fuhr der Minister fort: „Kein deutsches Schlacht- 
schiff wird nunmehr auf den sogenannten deutschen Ozean gesandt. Der 
Zustand unserer Flotte ist vorzüglicher als je vorher, und man kann sich 
darauf verlassen, daß die Vorherrschaft Englands zur See aufrechterhalten 
werde. Was jetzt übrig zu tun bleibt, ist, ein großes Heer zu schaffen, 
das genügend stark ist, um während der Entscheidung dieses furchtbaren 
Ringens eine Rolle zu spielen. Das einzig sichere Mittel, für das britische 
Reich dem Kriege ein Ende zu bereiten, besteht nunmehr darin, ein Heer 
von mindestens 1 Million Mann aufzustellen und nach dem Kontinent 
zu überführen.“ (Voss. Ztg., 15. Sept.) 
Ein deutsches Feldlazarett von französischen Truppen zerstört. 
Aerzte und Verwundete ermordet. — Angaben dreier 
deutscher Landwehrleute. 
Straßburg i. Els., 15. September. 
Im Metzer Krankenhaus gaben die Landwehrleute Christofel, Ge- 
freiter Hain und Bruno Lehmann folgendes zu Protokoll: „Am 25. August 
abends mußte unsere Brigade zurück. Die Kompagnien gingen geschlossen 
geordnet. Wir Verletzte konnten nicht mit. Unser Hauptmann wollte 
uns unterstützen lassen, ich antwortete, daß wir keine Angst hätten, und 
allein zum Verbandplatz gingen. Als wir dort ankamen, bekamen wir 
Schrapnellfeuer, trotzdem die Fahnen des Roten Kreuzes überall deutlich 
sichtbar waren. Die Kranken wurden ängstlich, aber der Stabsarzt be- 
ruhigte sie: Hier wären alle in Sicherheit. Ich sah nun über die Mauer 
und stellte fest, daß Franzosen unter stetem Feuern auf 100 Meter heran- 
gekommen waren. Da mir die Sache zu bedenklich schien, forderte ich die 
Kameraden zum Weiterfortbewegen auf. Wir eilten dem Walde zu. 
Beim Zurückblicken sah ich Franzosen ins Lazarett eindringen. Ich sah 
deutlich, wie der Stabsarzt Zeichen machte, aber doch niedergestochen 
wurde. Viele Verwundete suchten mit Hilfe des Sanitätspersonals zu 
entfliehen, wurden aber von den Franzosen verfolgt und zusammen mit 
den Sanitätern niedergemacht. Dieses spornte uns zu größten Anstren- 
gungen an. Mein verwundeter Kamerad konnte nicht mehr und blieb 
am Busch liegen. Hier wurde er von Franzosen erstochen. Das Lazarett 
sahen wir in Flammen. Wir konnten die Franzosen durch heftiges Feuern 
etwas abhalten und erreichten unsere Truppe.“ (Berl. Tageblatt.) 
Der Zar empfängt Verräter. 
W.T. B. Wien, 13. September. 
Gegenüber der Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur, daß 
der Kaiser von Rußland den „Präsidenten des galizischen Landtages“ 
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