Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Auch Japan will keinen Sonderfrieden schließen. 
Mailand, 14. September. 
Am 10. d. M. hat die Londoner japanische Botschaft dem Reuter- 
Bureau mitgeteilt, daß nach einem offiziellen Telegramm aus Tokio 
Japan nicht vor dem Ende des europäischen Krieges mit Deutschland 
Frieden schließen werde. Die Botschaft erklärte, diese Mitteilung sei 
überflüssig, weil schon der japanisch-englische Bündnisvertrag gleichzeitigen 
Friedensschluß bedingt. Dieselbe Mitteilung haben der französische und 
der russische Botschafter in Tokio erhalten. (Germania, 15. Sept.) 
172 Mann von der „Helo" gerettet. 
Bei dem Untergange unseres kleinen Kreuzers „Hela“ wurden von 
der 191 Mann betragenden Besatzung 172 gerettet, und zwar von deut- 
schen Schiffen. 
Von dem englischen Kreuzer „Pathfinder“ find 270 Mann verloren 
gegangen. 
Das korrekte Verhalten der deutschen Truppen in Frankreich. 
Einen bemerkenswerten Brief veröffentlicht der „Temps“ vom 
ies über das korrekte Verhalten der deutschen Truppen in Nord- 
ankreich. 
Staatsrat Gouber-Rouen, der das Gebiet des Nordens und des Pas 
de Calais in amtlicher Eigenschaft bereist hat, beklagt den überstürzten 
Abzug der Zivilbevölkerung in Rouen. Er erklärt, daß sich Taten der 
Deutschen wie aus Belgien im Norden nicht erneuert hätten. Es wurden 
keine Gebäude angesteckt, und alle Requsitionen von Fleisch, Brot usw. 
wurden bar bezahlt. Als der Verkäufer eines Fahrradgeschäftes nicht an- 
wesend war, nahmen die Deutschen die nötigen drei Fahrräder, erst nachdem 
lie den Bürgermeister aufgesucht hatten und diesem eine Quittung über- 
geben hatten. Scharf gingen die Deutschen nur gegen Häuser vor, deren 
Besitzer die Häuser verlassen hatten, denn sie suchten überall Proviant und 
werden nur zornig, wenn man diesen verheimlicht oder diesen verweigert. 
Ueber das große Gebiet Nordfrankreich gibt Herr Gouber das Zeugnis ab, 
daß er anerkennen müsse, daß er in dieser großen Gegend, die er bereist 
habe, keine Klagen der Bevölkerung über Deutsche gehört habe. 
(Germania, 15. Sept.) 
Die Aufhebung der Kapitulationen. 
Die Note der Pforte an die Mätchte. 
Schweizer Blättermeldungen zufolge hat die Note, mit der die Türkei 
die Kapitulationen mit dem 1. Oktober 1914 aufhebt, folgenden Wortlaut: 
„Die türkische Regierung, geleitet von dem Geist der Gastlichkeit und 
Freundschaft gegenüber den Europäern, hat seinerzeit Verordnungen für 
die im Orient lebenden und handeltreibenden Europäer festgesetzt und sie 
den Mächten mitgeteilt. Diese Anordnungen, die von der Regierung aus 
fteier Entschließung angenommen worden waren, sind später als Privi- 
legien gedeutet und bis heute unter dem Namen Kapitulationen aus- 
gebaut worden. Diese Privilegien, die den modernen rechtlichen Grund- 
ätzen der nationalen Oberhoheit vollkommen widersprechen, hindern den 
Fortschritt der Türken. Sie führen zu Mißwerständnissen mit den fremden 
Mächten und stören die Beziehungen zu ihnen. Die türkische Regierung 
 
	        
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