Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Die deutsche Regierung und Hollands Neutralität. 
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ vom 17. September schreibt: Die Königin 
der Niederlande hat in der Thronrede darauf hingewiesen, in wie ernster 
Zeit die Generalstaaten zusammengetreten sind. Mit besonderem Nach- 
druck hat die Königin ihrem Volke die Pflichten der Neutralität vor- 
gestellt, und wir wollen gern und mit Befriedigung feststellen, daß die 
Niederlande diesen Pflichten mit der größten Sorgsamkeit nachzukommen 
sich bemühen. Diese Feststellung erscheint uns um so wertvoller, als es 
nicht an Versuchen fehlt, die holländische Bevölkerung in ihren Anschau- 
ungen über das, was die Neutralität in dem gegenwärtigen Kriege ge- 
bietet, wankend zu machen. Dazu rechnen wir namentlich die niedrigen 
Verleumdungen unserer Truppen, die fortgesetzt aus englischen, französi- 
schen und belgischen Quellen in die holländische Presse strömen. Wüßten 
die Holländer nicht aus eigener Anschauung genug von den letzten Ereig- 
nissen und den deutschen Truppen, so müßten sie diese nach den verleumde- 
rischen Schilderungen unserer Feinde für eine Horde von Räubern, Dieben 
und Trunkenbolden halten. Hoffentlich trägt die Thronrede dazu bei, daß 
die holländische Presse sich trotz dieser Machenschaften, die darauf berechnet 
sind, das holländische Volk gegen uns aufzuhetzen, ein unparteiisches Urteil 
bewahrt. 
Bulgarien unbedingt neutral. 
W.T.B. Wien, 16. September. Die „Südslawische Korrespondenz“ 
meldet aus Sofia: Die Ernennung des Generals Fitschewm zum Kriegs- 
minister wird in den hiesigen politischen Kreisen als weiteres Anzeichen 
dafür aufgefaßt, daß Bulgarien entschlossen ist, seine neutrale Haltung 
weiter zu bewahren, jedenfalls aber nur eine Politik zu verfolgen, die 
den nationalen Interessen entsprechend nicht identisch ist mit dem der- 
zeitigen Gange der russischen Politik. 
Eine dänische Absage an die Verbündeten. 
Kopenhagen, 16. September. Zu dem Artikel des „Echo de 
Paris“, der erklärt, die Flotte der Verbündeten müsse nun in die Ostsee 
eindringen, und Dänemark könne nicht fernerhin neutral bleiben, schreibt 
das Regierungsblatt „Politiken“: Dänemark kann nur die eine Ant#wort 
darauf geben, daß die Kriegsbegebenheiten auf dem Kontinent, wie sie sich 
auch entwickeln mögen, nicht auf den Entschluß des dänischen Volkes ein- 
dn rönnen. während des Weltkrieges die strengste Neutralität aufrecht 
zu erhalten. 
Diese Erklärung der dänischen Regierung läßt an wohltuender Klar- 
heit nichts zu wünschen übrig. Der Dreiverband wird endlich einsehen 
müssen, daß sein Liebeswerben vergeblich ist. Natürlich setzen die Lon- 
doner Herren, die ja die eigentlichen Manager dieses Krieges sind, den 
Neutralen die süßesten Redensarten vor, wie aus nachstehendem Draht- 
bericht hervorgeht: 
Christiania, 16. September. Der englische Unterstaatssekretär 
Acmann äußerte in einer Unterredung mit dem Londoner Korrespondenten 
der hiesigen „Aftenposten“ wegen Rußlands Haltung zur Neutralität 
Skandinaviens, daß Petersburg nie daran rühren werde. Auf die Ent- 
gegnung des Korrespondenten, daß Schweden und Norwegen gerade von 
Rußland einiges befürchten, sagte Acmann, diese Furcht werde zweifellos 
  
 
	        
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