— 363 —
Wer in diesen Geschehnissen nicht den Gott der Gerechtigkeit und
seine fürsorgende Hand erkennt, verdient nicht, das Schauspiel zu er-
leben, das selbst die Engel entzückt: wie ein Volk, das unsrige, in der
Not seinen Wert wiederfindet und in dem Augenblick, in welchem die
Rassen verweichlichen, sich noch über seine unsterblichen Ahnen erhebt.
Nie war Frankreich so groß, so schön, so rein und so nahe Gott, welcher
der ewige Sieg ist.“
So der „Figaro“ am 31. August 19141 Nach Lüttich, nach Namur,
Metz, St. Quentin, Longwy, Maubeuge, Reims, Tannenberg! Man
kann zugunsten des „Figaro“ nur annehmen, daß die Herren des „Fi-
garo“ sich in einem Krankheitszustand befinden, der sie der vollen Ver-
antwortung für das enthebt, was sie da geschrieben haben. Welcher
verbissene, giftige, schwärende Haß muß aber vorhanden gewesen sein,
um einen solchen Ausbruch von delirierender Wut zu erzeugen, um solches
Vergessen aller eigenen und fremden Würde, um solches Wälzen in
schmutzigen Schmähungen möglich werden zu lassen. (Tägl. Rundschau,
17. September.)
Franzöfisches Zeugnis für die deutschen „Barbaren“.
Von einer Seite, für deren absolute Zuverlässigkeit wir uns ver-
bürgen, wird uns geschrieben:
„In einem der hier eingerichteten Lazarette haben wir zurzeit 320
verwundete Franzosen und Engländer, denen gestern gestattet worden
ist, in die Heimat zu schreiben. Als Dolmetscher habe ich diese Karten
heute morgen geprüft und dabei einige gefunden, die doch der Veröffent-
lichung wert sind. Ich gebe den Text nachstehend in deutscher Uebersetzung:
„Liebe Eltern! Ich bin jetzt im Lazarett zu B. Wir werden
hier gepflegt wie Fürsten. Die Ernährung ist ausgezeichnet; aller
Komfort ist vorhanden und die ärztliche Behandlung vorzüglich. Ihr
könnt also ganz unbesorgt sein usw. usw.“
Ein anderer schreibt:
„Die Deutschen sind überaus gefällig und behandeln uns wirk-
lich wie Kameraden. Die Ernährung ist gut und reichlich usw. usw.“
Sehr interessant war überhaupt die Beobachtung, daß kein Fran-
zose oder Belgier es unterlassen hat, die gute Behandlung und die
freundliche Aufnahme, die ihnen in Deutschland zuteil geworden ist, in
ihren Berichten zu erwähnen, daß dagegen von etwa 100 englischen
Karten nur zwei oder drei eine solche Bemerkung enthielten. Wohl aber
schreibt einer der englischen Soldaten folgendes an seine Frau:
„Ich hoffe, du wirst das Telegramm, das ich Dir am Tage der
Abfahrt sandte, empfangen haben. Ich mußte es durch einen Boten
befördern lassen; gern hätte ich es selbst besorgt, allein der Aufbruch
kam ganz unerwartet, und wir hatten nicht die geringste Ahnung, wo-
hin wir gingen, bis wir schließlich an Bord kamen.“
Wie schreibt doch der „Figaro“ von den Deutschen?: „Ein in
Lastern versunkener Gegner, kein menschliches Geschöpf, ein Oger. Er
verzehrt nicht die kleinen Kinder, er läßt sie erwürgen.“ (Tägl. Rund-
schau, 17. September.)