Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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drei Bajonettstiche wie auch der Granatschuß nicht tödlich waren. Er, der 
einzige Ueberlebende dieser Todesschar, der Unteroffizier Hermann Win- 
ter, gebürtig aus Hornburg bei Börwum, liegt seit vorletzter Nacht im 
Herzoglichen Krankenhause zu Braunschweig.“ 
Wir Barbaren und die andern. « 
Folgender Brief eines französischen Gefangenen wird der „München- 
Augsburger Abendzeitung“ zur Verfügung gestellt: 
„Es ist nicht nötig, daß Ihr Euch über mich allzu sehr ängstigt. 
Allerdings glaube ich nicht, daß Ihr mich wiederseht vor Ende des 
Krieges. Denn ich bin Gefangener der Deutschen. Regt Euch darüber 
nicht auf: Diejenigen, in deren Hände ich mich befinde, sind nicht die 
brutalen Menschen, als die man sie uns geschildert hat; mir geht es im 
Gegenteil sehr gut, ebenso meinen gefangenen Kameraden. Wollen wir 
alle sehnlichst wünschen, daß dieser schreckliche Krieg möglichst bald zu 
Ende ist; denn diese Schlachten sind zu entsetzlich. Ich habe viele an 
meiner Seite fallen sehen. Ein Glück ist es noch, daß die deutschen Sol- 
daten, die ich zu sehen bekam, nicht so sind, wie man sie uns geschildert 
hat. Man ist so sicher bei ihnen, wie unter unseren Leuten, und man 
ißt und trinkt, was sie haben.“ 
Damit vergleiche man einen Brief, den der „Petit Parisien“ vom 
5. September veröffentlicht hat: 
„Eine Französin mit geänstigtem Herzen schreibt Ihnen diese Zeilen, 
da Sie sorgfältig alles aufnehmen, was Ihre Leser Ihnen schreiben. Ich 
bin eine Frau mit weichem Herzen und voll Menschlichkeit; ich bin der 
Meinung, daß man für die Verwundeten, ob Freund oder Feind, sorgen 
muß, aber finden Sie nicht auch, daß Frankreich für diese feigen Preußen, 
die diesseits nichts verschonen, die Kinder und wehrlose Frauen an- 
greifen, ein bißchen zuviel Menschlichkeit hat? Ich bin empört, und viele 
Frauen, Mütter und Gattinnen, befinden sich in derselben Lage. Auf 
gleichem Fuße behandeln wir die Gefangenen, welche die Unserigen in 
grausamster Weise hingemordet haben! Man muß viel weniger Mitleid 
mit ihnen haben, vielleicht lachen sie noch über uns und unsere Güte. 
Ich schwöre Ihnen, daß mir in diesem Augenblick mein Frauenkleid sehr 
lästig ist; wenn ich mitkämpfen könnte, wäre es mein größtes Elück; ich 
würde kein Mitleid mit ihnen haben, die nur Scheusale sind und nicht 
verdienen, am Leben zu bleiben! Eine Leserin.“ 
Es braucht gewiß nicht ein Wort der Erläuterung gesagt zu werden 
zu dieser Nebeneinanderreihung des Briefes des französischen Gefangenen 
und der französischen „Frau in dem weichen Herzen und voll Mensch- 
lichkeit.“ (Tägl. Rundschau, 444, 17. September.) 
Reise des Gesandten in Bukarest nach Berlin. 
Wien, 17. September. (Eigener Drahtbericht.) Der deutsche Ge- 
sandte v. Waldthausen ist von Bukarest nach Berlin gereist. (Voss. Ztg., 
473, 17. September.) 
Ein Kriegsbrief des Herzogs von Altenburg. 
Ein Kriegsbrief des Herzogs von Altenburg vom 5. September wird 
in der „Altenb. Ztg.“ veröffentlicht. Es heißt darin: 
„Wir haben sehr viel erlebt und sehr viel geleistet, marschiert und 
immer marschiert ohne Rast und Ruhe. Am 10. August kamen wir in
	        
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