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„Rußland macht bloß akademische Versprechungen, welche nicht ernst
zu nehmen sind. Bezüglich der Versprechungen Englands betreffend die
Jeee eines Großbulgariens, die gegenwärtig der Präsident des Balkan-
komitees Buxton zum Ausdruck bringt, fragt es sich, ob England im
entscheidenden Moment sein Machtwort in Balkanfragen durchsetzen
kann. Vorderhand kann man feststellen, daß alle Verhandlungen mit
der Tripleentente im voraus einen Mißerfolg ergeben werden.“
„Kambana“ bringt ferner einen Artikel, betitelt „Russische Treue“.
In ihm wird daran erinnert, daß die russischen Oberbefehlshaber durch
Manifeste an die Polen und die Ruthenen diesen die Freiheit und Un-
abhängigkeit versprochen haben. Kaum hätten die Russen aber Galizien
betreten, so schwüren fie schon, daß sie ganz Galizien und Polen erobern
und für ewige Zeiten behalten wollten. Die Moral davon sei, daß Ruß=
land in der Bedrängnis alles verspreche, wenn aber der russische Stiefel ein-
mal irgendwo hintrete, so zeige sich der russische Zarismus mit all seiner
Treubrüchigkeit und Barbarei.
Rumäniens Neutralität.
W.T. B. Wien, 17. September. Die „Reichspost“ meldet aus
Bukarest: Eine unter dem Vorsitz des früheren Ministers Marghiloman
abgehaltene Sitzung der konservativen Partei hat folgenden Beschluß ge-
faßt: Da keine neue Tatsache eingetreten ist, die eine Aenderung in der
Haltung Rumäniens rechtfertigen würde, so wie sie im Kronrat vom
21. Juli festgesetzt wurde, verharrt die konservative Partei ohne Schwanken
bei dieser Haltung. Angesichts dieses Beschlusses und weil höher als alle
anderen Rücksichten die Interessen des Landes stehen, rät die Partei ihren
Mitgliedern, bei Beurteilung der Dinge und Erörterung der Verhältnisse
vollkommene Unparteilichkeit zu bewahren.
Die Serbenflucht über die Donau.
Wien, 17. September. Die „Südslawische Korrespondenz“ meldet
über den Einbruchsversuch der Serben bei Pancsowa: Im Raume von
Veliko Selo auf dem serbischen Ufer versammelten sich die Serben, etwa
eine halbe Diovision stark, und eröffneten am 12. September eine Be-
schießung gegen die offene Stadt Pancsowa. Unsere Beobachtungstruppen
zogen sich bei Beginn des Bombardements zurück, nachdem festgestellt
worden war, daß die Serben den Uebergang über die Donau durchführen
wollten. Nach kurzem markierten Widerstande ließen unsere Truppen die
Serben den Uebergang vollziehen. Nachdem die Serben sieben= bis acht-
tausend Mann stark den Uebergang vollzogen hatten, rückte ein Teil der-
selben gegen Pancsowa, während das Gros den Marsch in der Richtung
auf Dolovo fortsetzte. Hier wurden die Serben von unseren Truppen ge-
stellt und nach kurzem Artilleriegefecht mit dem Bajonett angegriffen und
geradezu über den Haufen geworfen. Sie erlitten ungeheure Verluste.
Unsere Truppen machten Scharen von Gefangenen und erbeuteten fast das
ganze Artilleriematerial. Der Rest der Serben ging über die Donau zurück.
Der Rückzug kostete Hunderten das Leben. Ein Monitor beschoß die
Fliehenden und demontierte die serbischen Batteriestellungen gegenüber
Pancsowa. Die in Pancsowa eingedrungenen Serben konnten nur zum
Teil den Rückzug bewerkstelligen. Die Mehrzahl fand den Tod. (Voss.
tg., 474, 18. Sept.)