— 27 —
Segen begleite unsere tapferen Truppen und bewahre unser teures
Vaterland.
Die bayerischen Prinzen im Felde.
München, 3. August. Der König verabschiedete sich heute vormittag
von allen Beamten und Bediensteten des Königlichen Hofes, die zu
den Fahnen einrücken. Der König richtete an die Erschienenen eine
herzliche Ansprache.
Von den Prinzen des Königlichen Hauses übernimmt der Kronprinz
eine hohe Kommandostelle. Am Krieg nehmen ferner teil: Prinz Franz
als Kommandeur des zweiten Infanterieregiments Kronprinz, Prinz
Heinrich als Eskadronchef im 1. Schweren Regiment, Prinz Georg im
Freiwilligen Automobilkorps, Prinz Konrad, Rittmeister, als Zug-
führer im 1. Schweren Reiterregiment, Prinz Adalbert im 1. Feld-
artillerieregiment, Herzog Wilhelm als Zugführer im 3. Chevauxleger-
Regiment. Außerdem haben sich Prinz Alfons und mehrere andere
Prinzen um Verwendung beworben. Nz Ludwig Ferdinand dient
als Militärarzt.
Feierliche Eröffnung des Reichstags durch den Kaiser.
Der feierliche Eröffnungsakt des Reichstags, der am 4. August um
1 Uhr im Weißen Saale des Königlichen Schlosses vor sich ging, gestaltete
sich zu einer erhebenden und unvergeßlichen Weihestunde. Mit markiger
Stimme verlas der Kaiser die folgende Thronrede:
Geehrte Herren! ·
In schicksalsschwerer Stunde habe Ich die gewählten Vertreter des
deutschen Volkes um Mich versammelt. Fast ein halbes Jahrhundert
lang konnten wir auf dem Weg des Friedens verharren. Versuche,
Deutschland kriegerische Neigungen anzudichten und seine Stellung in der
Welt einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte Proben
gestellt. In unbeirrter Redlichkeit hat Meine Regierung auch unter
herausfordernden Umständen die Entwickelung aller sittlichen, geistigen
und wirtschaftlichen Kräfte als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist
JZeuge gewenn, wie unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren
der letzten Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas
einen Krieg zwischen den Großmächten zu ersparen.
Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am Balkan herauf-
beschworen waren, schienen überwunden. Da tat sich mit der Ermor-
dung Meines Freundes, des Erzherzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund
auf. Mein hoher Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef,
war gezwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines
Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat zu vertei-
digen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten Interessen ist der ver-
bündeten Monarchie das Russische Reich in den Weg getreten. An die
Seite Oesterreich-Ungarns ruft uns nicht nur unsere Bündnispflicht.
Uns fällt zugleich die gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturge-
meinschaft der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm
feindlicher Kräfte zu schirmen.
Mit schwerem Herzen habe Ich Meine Armee gegen einen Nachbar
mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen Schlachtfeldern gemeinsam
gefochten hat. Mit aufrichtigem Leid sah Ich eine von Deutschland