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wurden viertausend, bei Oltpazua dreitausend Gefangene gemacht sowie
zahlreiches Kriegsmaterial erbeutet. Die Schlacht bei Oltpazua
endete mit der wilden Flucht des Feindes, der gegen die Save lief,
wobei eine große Anzahl Serben den Tod in den Wellen fand. Hier
wurde gleichfalls beträchtliches Kriegsmaterial erbeutet. In Agram
hält der Jubel an. Während der gestrigen Freudenkundgebungen er-
tönten anhaltende Rufe: „Hoch Kaiser Wilhelm!“ Einer der schönsten
Plätze der Stadt, der an den Franz-Joseph-Platz angrenzende Aka-
demieplatz, soll in Kaiser-Wilhelm-Platz umgetauft werden.
Die Araber gegen England.
W.T.B. Wien, 17. September. Der „Politischen Korrespondenz“
wird aus Kairo gemeldet: Die Stellungnahme der Araber gegen die
Engländer nimmt immer schärfere Formen an. Alle aus arabischen
Gegenden nach Aegypten gelangenden Nachrichten stimmen darin über-
ein, daß die Araber England gegenwärtig als den ärgsten Feind des
Islams betrachten. Gemäß der Weisung des Scherifs von Mekka ver-
sammeln sich jetzt täglich Tausende von Beduinen in der Umgebung von
Dscheddah und Jambo, um etwaige Landungsversuche der Engländer zu
verhindern und die heiligen Stätten des Islams zu schützen. Ferner
finden in der Gegend von El Arisch und Akkaba große Ansammlungen
bon freuinen statt, um ein etwaiges englisches Eindringen. zu be-
ämpfen.
Frankreich rüstet die Franktireurs mit Dum-Dum-Geschossen aus.
Wie dem „Schwäb. Merk.“ mitgeteilt wird, wurde in der Kaserne
des französischen Infanterie-Regiments Nr. 125 eine Kiste mit Dum-
Dum-eschossen gefunden. Auf der Kiste stand die Weisung: „Bei der
Mobilmachung sind diese Geschosse an die Schützengesellschaft in Monzagy
auszuliefern.“ Daraus ist zu schließen, daß die französischen Behörden
die Ausrüstung der Franktireurs mit Dum-Dum-eschossen veranlaßt
haben! (Tägl. Rundsch. 446. 18. Sept.)
Italienisches Zeugnis gegen den Dreiverband.
Die „Frankfurter Zeitung“ schreibt: Das „Giornale d'Italia“ klärt
durch seinen langjährigen Berichterstatter aus Berlin Cabasino-Renda
das römische Publikum über die Ursachen objektiv auf, die zum Kriege
geführt haben.
Cabasino-Renda kommt an der Hand der vorliegenden Dokumente
zu dem Schluß, daß Rußland es war, das den Krieg gewollt hat, daß
der Ueberfall Rußlands durch Deutschland nur eine Legende sei, die
einige Tage Glauben finden konnte, nunmehr aber dokumentarisch
widerlegt ist.
Daran knüpft der italienische Berichterstatter folgende bemerkens-
werte Betrachtungen: Das russische Doppelspiel geht aus der Tatsache
hervor, daß der Zar am 31. Juli um zwei Uhr nachmittags an Wil-
helm II. telegraphierte: „Ich hoffe für das Wohl unserer Völker und
für den Frieden Europas auf den Erfolg Deiner Vermittlung in Wien,
während schon am Morgen die Mobilmachung gegen Deutschland be-
gonnen hatte. Am 1. August wäre die friedliche Lösung der Krise erfolgt
oder wenigstens der erste wichtigste Schritt zu dieser Lösung, aber um