Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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2 geben könnten, den Ertrag jener Sammlung restlos ihr zuzu- 
ühren. 
Es ist anzunehmen, daß die übrigen deutschen Missionsgesellschaften 
sich dieser Antwort der Berliner und der Goßnerschen Mission einmütig 
anschließen werden, und die öffentliche Meinung wird dieser Haltung nur 
beistimmen. Es ist unvermeidlich, daß mit unserem gesamten Volksleben 
und insbesondere mit allen aus Mitteln der freien Liebestätigkeit sich 
erhaltenden Unternehmungen auch die christlichen Missionen jetzt 
empfindliche Einschränkungen erleiden. Aber unser Volk wird sie um so 
lieber durch die Kriegszeit hindurchbringen und ihnen nach hergestelltem 
Frieden wieder aufhelfen, je mehr es erkennt, daß auch die deutschen 
Missionen zu seinem eigensten Besitz gehören. 
Englische und deutsche Wahrheit. 
Im britischen Oberhaus wurde zur Vertagung des Parlaments eine 
Thronrede verlesen, in der es heißt: 
„Meine Regierung hat jede mögliche Anstrengung gemacht, um den 
Weltfrieden zu erhalten. Ich wurde zum Kriege gezwungen durch den 
absichtlichen Bruch von Vertragsverpflichtungen, durch die Pflicht zur 
Beschirmung des Rechts in Europa und der Lebensinteressen des Reichs. 
Mein Heer und meine Flotte unterstützen mit Wachsamkeit, Mut und 
Fähigkeit in Gemeinschaft mit den tapferen und treuen Bundesgenossen 
die gerechte und ehrliche Sache. In jedem Teile des Reiches schart man 
sich spontan und begeistert unter unserer gemeinsamen Flagge. Wir 
kämpfen für ein würdiges Ziel und werden die Waffen nicht nieder- 
legen, ehe das Ziel vollkommen erreicht ist. Ich vertraue vollkommen 
auf die loyale und einträchtige Unterstützung aller meiner Untertanen 
und bete, daß der allmächtige Gott dazu seinen Segen gebe. Die Gesetz- 
entwürfe über das Homerule und die Entstaatlichung der Kirche in 
Wales erhielten vor der Vertagung die königliche Genehmigung.“ 
Wenn die englische Regierung „jede mögliche Anstrengung“ zur Er- 
haltung des Weltfriedens gemacht hätte, so würde er eben erhalten ge- 
blieben sein. Solche Anstrengungen hat der Deutsche Kaiser noch bis in 
die letzte Stunde bei den Souveränen von Rußland und England gemacht, 
und wenn diesen Bemühungen kein Erfolg beschieden war, so wissen wir 
heute aus unwiderleglichen Zeugnissen, zuletzt aus dem am 30. Juli von 
dem belgischen Gesandten in Petersburg an seine Regierung erstatteten 
Berichte, daß Rußland nur losschlug, weil ihm die positive Zusicherung der 
englischen Regierung, sie werde am Kriege gegen Deutschland teilnehmen, 
vorlag. Diesen Punkt berührt die Thronrede ebensowenig, wie sie einen 
Grund dafür angibt, daß Sir Edward Grey die deutsche Anregung, England 
möge sich für die Neutraliät Frankreichs verbürgen und damit mindestens 
dem Westen Europas den Krieg ersparen, einfach zu Boden fallen ließ. 
Hiermit erledigt sich auch die Versicherung des englischen Königs, er sei 
„durch absichtlichen Bruch von Vertragsverpflichtungen“ zum Kriege ge- 
zwungen worden. Nicht absichtlich und aus Freude an der Sache, Jonern 
mit Bedauern und dem unerbittlichen Gebote der Selbsterhaltung 
folgend sah Deutschland sich zum Betreten des belgischen Gebietes ge- 
zwungen, als der Krieg, den England hätte verhindern können, unver- 
meidlich geworden war. Wieso endlich die Lebensinteressen des britischen 
Reiches England zum Kriege zwangen, ist uns vollkommen unerfindlich.
	        
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