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Ausnahme. Frankreich, das zu derselben Stunde, wie wir mobil machte,
erklärte uns, es werde eine Zone von 10 Kilometern an der Grenze
respektieren.
Und was geschah in Wirklichkeit?
Bombenwerfende Flieger, Kavalleriepatrouillen, auf reichslän-
disches Gebiet eingebrochene Kompagnien!
Damit hat Frankreich, obwohl der Kriegszustand noch nicht einge-
treten war, den Frieden gebrochen und tatsächlich angegriffen. (Allge-
meine Bewegung.) Was
jene Ausnahme
betriktt so habe ich vom Chef des Generalstabes folgende Meldung er-
alten:
„Von den französischen Beschwerden über Grenzverletzungen unserer-
seits ist nur eine einzige zuzugeben.
Gegen den augdrücklichen Befehl hat eine anscheinend von einem
Offizier geführte Patrouille des 14. Armeekorps am 2. die Grenze über-
schritten. Sie ist scheinbar abgeschossen, nur ein Mann ist zurückgekehrt.“
Aber lange bevor diese einzige kleine Grenzüberschreitung er-
solgte, haben französische Flieger auf unseren Bahnlinien Bomben ab-
geworfen, haben am Schluchtpaß französische Truppen unsere Grenzschutz-
truppen angegriffen.
Unsere Truppen haben sich dem Befehle gemäß zunächst gänzlich auf
die Abwehr beschränkt.
Das ist die Wahrheit. Wir sind in der Notwehr, und Not kennt
kein Gebot. (Stürmischer Beifall.)
Unsere Truppen haben
Luxemburg besetzt
und vielleicht schon belgisches Gebiet betreten. (Bewegung und Beifall.)
Das widerspricht den Geboten des Völkerrechts. Die französische Regie-
rung hat zwar in Brüssel erklärt,
die Neutralität Belgiens
respektieren zu wollen, solange der Gegner sie respektierte. Wir wußten
aber, daß Frankreich zum Einfall bereitstand. Frankreich konnte war-
ten. Wir nicht. Ein französischer Einfall in unsere Flanke am unteren
Rhein hätte verhängnisvoll werden können. So waren wir gezwungen,
uns über den berechtigten Protest der Luxemburgischen und der Bel-
gischen Regierung hinwegzusetzen. Das Unrecht, das wir damit tun,
werden wir wieder gut machen, sobald unser militärisches Ziel erreicht
ist. (Lebhafter Beifall.) .
Wer so bedroht ist wie wir und um sein Höchstes kämpft, der darf
nur daran denken, wie er sich durchhaut, wir stehen Schulter an Schulter
mit Oesterreich-Ungarn. (Ungeheure Bewegung, stürmischer wieder-
holter Beifall.)
Was die Haltung Englands
betrifft, so haben die Erklärungen, die Sir Edward Grey gestern im eng-
lischen Unterhaus abgegeben hat, den Standpunkt klargestellt, den die
englische Regierung einnimmt. Wir haben der englischen Regierung die
Erklärung abgegeben, daß, solange sich England neutral verhält, unsere