Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Deutsche Flieger an die Russen. 
Ein aus Westfalen stammender Fliegeroffizier, der schon wiederholt 
Flüge bis tief auf russisches Gebiet hinein gemacht hat, warf kürzlich auf 
einem Erkundungsflug nach der Schlacht bei Hohenstein folgende Briefe 
und Proklamationen, in russischer Sprache geschrieben, über den russischen 
Stellungen herab: 
An General Rennenkampf! 
„Ew. Exzellenz geben wir hierdurch bekannt, daß durch die völker- 
rechtswidrige Niederbrennung unschuldiger Ortschaften und das Hin- 
schlachten ihrer Bewohner die russische Armee jedes Anrecht auf schonende 
Behandlung verwirkt hat. Wenn auch anerkannt wird, daß die Mord- 
brenner meist Kosaken waren, bei den regulären Truppen mehr Disziplin 
und Menschlichkeit besteht, so muß Ew. Hochwohlgeboren Einfluß im Be- 
fehlsreich doch so weit ausreichen, daß derartige Schändlichkeiten verhindert 
werden. Das Blut der Ermordeten kommt auf Ihr Haupt! Sie haben 
die Verantwortung zu tragen! 
N. N., Leutnant. N. N., Oberleutnant. 
Die Proklamation an die Soldaten, die in Tausenden von Exemplaren 
abgeworfen wurde, lautete: 
„Russische Soldaten! Man verheimlicht Euch die Wahrheit. Eure 
russische Narew-Armee ist geschlagen bei Hohenstein und Usdau, 300 Ge- 
schütze erbeutet, 93 000 Gefangene, die kommandierenden Generale des 
13. und 15. Armeekorps gefangen. fre Gefangenen werden hier Aut 
behandelt, sie wollen nicht nach Rußland zurück. Belgien ist erobert. Vor 
Paris stehen unsere Truppen. Die französische Armee ist zurückgeschlagen. 
Die beiden Offiziere, die Brief und Proklamation abgeworfen haben, 
beschoffen einige Tage später ein russisches Lager bei Insterburg mit 
Bomben. Der Erfolg war überraschend. Die Russen gerieten in sinnlose 
Angst und knallten mit ihren Gewehren derartig umher; daß, wie ein 
Gefangener erzählte, sie einen Offizier und fünf ihrer eigenen Truppen 
erschossen. (Tägl. Rundschau, 24. Sept.) 
„U 9“ im Kampf. 
Amtliche Meldung. Berlin, 23. September. Das deutsche Unter- 
seeboot „U 9“ hat am Morgen des 22. September etwa 20 Seemeilen 
nordwestlich von Hoek van Holland die drei englischen Panzerkreuzer 
„Aboukir“, „Hogue“ und „Cressy“ zum Sinken gebracht. 
Der stellvertretende Chef des Mdmiralstabes: 
Behncke. 
„U 9“ wieder daheim. 
Es wird uns mitgeteilt, daß das Unterseeboot „U 9“ und seine Be- 
satzung heute nachmittag unversehrt zurückgekehrt sind. (Berl. Tagebl., 
23. September.) 
Was Wilson der belgischen Protestkommission erwiderte. 
„Amerika kannnicht Richter sein.“ 
Der „Köln. Ztg.“ liegt der Wortlaut der Antwort vor, die Präsident 
Wilson der belgischen Sondergesandtschaft erteilt hat. Sie lautet: 
„Sie haben sich nicht geirrt in der Ueberzeugung, daß das Volk 
dieses Landes die Gerechtigkeit liebt, die geraden Wege des Fortschritts
	        
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