Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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sucht und namentlich die Rechte der Menschlichkeit wahren will. Ich bin 
sehr geehrt durch die Tatsache, daß Ihr Land sich in dieser Zeit der 
Trübsal an mich gewandt hat, als an jemanden, der, wie auch das Volk, 
das er vertritt, bereit sein würde, die an ihn von einer Nation, die sich 
über das ihr widerfahrene Unrecht beklagt, ergangene Aufforderung an 
sein großes menschliches Mitgefühl einer Erwägung zu unterziehen. 
Ich werde den mir durch Ihre Gesandtschaft zugestellten Protest ernstlich 
prüfen. Sie werden sicherlich nicht von mir erwarten, daß ich gegen- 
wärtig mehr hinzufüge. Ich bitte zu Gott, daß dieser Krieg bald enden 
möge. Der Tag der Abrechnung wird dann kommen, an welchem, das 
glaube ich fest, die europäischen Staaten zusammenkommen werden, um 
Beschluß zu fassen über die geschehenen Missetaten, über deren Folgen, 
über die daraus entstandene gegenseitige Verantwortung. Die Staaten 
der Welt hatten schon ein Uebereinkommen mit Bezug auf derartige 
Entschlüsse getroffen, allein eine derartige Regelung kann nicht nach 
dem Maßstab der menschlichen Ansichten gemessen werden. Der oberste 
Richter wird da entscheiden, und es wäre unvernünftig und vermessen, 
wenn eine einzelne Regierung, wie weit sie auch zu ihrem Elück außer- 
halb des Streites stehen möge, ein Urteil fällen oder sprechen möchte. 
Ich habe Ihnen diese Schlußfolgerung rund herausgesagt, weil ich für 
Sie eine warme Freundschaft hege und wir einander verstehen. (Berl. 
Tagebl., 23. Sept.) 
Botha marschiert gegen Deutsch-Südwestafrika. 
Nicht amtlich. Kapstadt, 22. September. (W.T. B.) Botha über- 
nimmt das Oberkommando gegen Deutsch-Südwestafrika. 
Die Deutschen Südmarokkos in franzöfischer Gefangenschaft. 
Elsterberg (in Sachsen), 23. September. Der deutsche Vizekonsul 
Karl Junker, der in Saffi in Marokko residiert und aus Elsterberg stammt, 
befindet sich nach einer von ihm hier eingetroffenen Nachricht ebenso wie 
die Deutschen Südmarrokkos in französischer Gefangenschaft. Die Deutschen 
seien nach Sebdou in der Provinz Oran gebracht worden. Die Behandlung 
der Gefangenen sei gut. Irgendwelcher Grund zu. Besorgnissen liege 
nicht vor. 
Graf Witte über Rußlands ernste Lage. 
Frankfurt a. M., 23. September. Der „Frankfurter Zeitung“ 
wird aus Zürich geschrieben: Dem „Rjetsch“ zufolge hat Graf Witte die 
Journalisten Odessas empfangen und mit ihnen über die Lage Rußlands 
im gegenwärtigen Kriege gesprochen. Der klarste Kopf des Zarenreiches 
erklärte, man solle Rußlands eigene Macht nicht überschätzen. Der Krieg 
könne noch viele überraschende Dinge zu Tage bringen. Der Feind 
sei sehr mächtig. Die Lage sei außerordentlich ernst. Man dürfe sich 
nicht in falschen Hoffnungen wiegen, und dem Volke keine unwahren 
Siegesmeldungen mitteilen. Die Journalisten sollten alles tun, um die 
Bevölkerung auf vielleicht eintretende schwere Niederlagen vorzubereiten. 
Erfolge der Oesterreicher in Serbien. 
(Amtlich). Wien, 23. September. Am russischen Kriegsschauplatze 
wurde in den letzten Tagen, von einigen unwesentlichen Kanonaden 
abgesehen, nicht gekämpft. Unsere Truppen sind ungeachtet der andauernd 
ungünstigen Witterung in vorzüglicher Verfassung. 
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