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für die Güte des deutschen Unterseebootdienstes. Die englische Flotte muß
jetzt Nelsons Taktik befolgen; nämlich Wacht zu halten bis der Feind her-
auskommt. Sie hat unerwartete Vorstöße zu gewärtigen und muß deshalb
in der Nähe der Ostküste bleiben, d. h. in der Reichweite der deutschen
Unterseeboote. Zur Sicherung Englands muß die Flotte ein größeres Risiko
übernehmen und größere Opfer bringen. Vor allem muß der Feind her-
ausgelockt werden. Jedenfalls muß eine vorsichtig angelegte Offensive der
englischen Flotte bald erfolgen. Die Ausführungen kommen zu dem
Schluß, daß das Unterseeboot der einzige Schiffstyp der Zukunft ist.
General Freuch über die Schlacht an der Aisne.
Haag, 24. September. General French erstattet Bericht über die
Vorgänge an der Aisne bis zum 17. September. Seine Ausführungen be-
sagen kaum mehr als über die Operationen bereits bekannt ist. Er bekennt
gleichfalls, daß es ein Irrtum gewesen sei, von einem Rückzugsgefecht der
Deutschen zu sprechen; daß die Deutschen vielmehr in ausgezeichneten Stel-
lungen auf den Höhen am rechten Aisne-Ufer stehen. Die deutschen Hau-
bitzen beherrschen von dort aus das ganze Flußtal. Die Engländer haben
schwer gelitten. Der Bericht sagt über die deutschen Truppen: sie sind gut
ausgebildet, lange vorbereitet, tapfer im Kampf, geschickt, mutig, aber nicht
wählerisch in den Mitteln, um zu fiegen. Sie kennen nicht die Gesetze des
„fair play“ und schrecken vor nichts zurück. Zwar find viele Erzählungen
über ihr Betragen übertrieben, und ihre Maßnahmen, um sich vor Angrif-
fen der bürgerlichen Bevölkerung zu schützen, berechtigt, aber doch sind Grau-
samkeiten von ihnen verübt worden. (Voss. Ztg., 25. Sept.)
Ausweisung der letzten Deutschen aus Paris.
Genf, 24. September. Vielen Deutschen und Oesterreichern, die aus
besonderen Gründen zu Beginn der Mobilisation eine Aufenthaltsbewilli-
gung erhalten hatten, nach der sie bisher in Paris oder im Seine-Departe-
ment bleiben konnten, wurde diese jetzt — nachdem die Presse gegen eine
derartige Vergünstigung genügend gehetzt hatte — „im Interesse der allge-
meinen Sicherheit des Staates“ entzogen. Man schob fie in andere Städte
oder in Konzentrationslager ab. (Voss. Ztg., 25. Sept.)
Frankreichs letztes Ausfgebot.
Bordeaux, 24. September. Da der gesamte Jahrgang
1914 bereits unter Waffen steht, hat die Regierung beschlossen, unverzüglich
die 19jährigen Rekruten des Jahrgangs 1915 einzuberufen. An alle Prä-
fekten, Unterpräfekten, Bürgermeister und Ortsvorsteher ist der Befehl er-
angen, die Listen bis zum 27. September fertigzustellen. Die Aushebung
oll alsdann in den ersten Tagen des Oktober vor sich gehen, so daß die
Einkleidung des Jahrgangs 1915 noch im Laufe des Oktober erfolgen kann.
Der englische Fliegerangriff auf die Düsseldorfer Luftschiffhalle.
Rotterdam, 24. September. Der Flieger, der am Dienstag abend
auf die Düsseldorfer Luftschiffhalle Bomben warf, ist, wie aus London ge-
meldet wird, ein Engländer gewesen, und er war auch noch von anderen
Fliegern begleitet. Die englische Admiralität hat darüber folgendes be-
kanntgegeben: „Ein englisches Luftgeschwader griff am Dienstag die Luft-
schiffhalle in Düsseldorf an. Rebel hindert die Operationen. Dennoch
warf Leutnant Collet drei Bomben auf die Halle. Der angerichtete