Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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und Karten geht hervor, daß die Postsachen die englische Zensur passiert 
haben. Die Engländer halten also offenbar die deutsch-ostafrikanische Küste 
blockiert. Dar-es-Salam wurde als offene Stadt nicht verteidigt. Die eng- 
lischen Kreuzer haben auf die Funkenstation Schüsse abgegeben. Darauf 
wurde die weiße Flagge über der Stadt gehißt, und es sind dann weitere 
Angriffe auf Dar-es-Salam bis zum Abgang der Post, etwa am 20. August, 
nicht erfolgt. Der Turm der Funkenstation ist nach den vorliegenden 
Meldungen von den Deutschen selbst zerstört worden. Die weißen Frauen 
und Kinder befanden sich bei dem Abgange dieser Post offenbar in Dar- 
es-Salam. Ob infolge der ausgebrochenen Kämpfe im Innern die 
Engländer tatsächlich, wie die britische Admiralität meldete, später durch 
den Kreuzer „Pegasus“ Daressalam zerstören ließen, darüber liegen ver- 
bürgte Nachrichten von deutscher Seite bis jetzt nicht vor. 
Dagegen wurde bestätigt, daß Taveta von den Deutschen besetzt 
worden ist. In Zanzibar ist es nach einem hier vorliegenden Privat- 
briese vom 27./28. August den Leitern der deutschen Firmen gestattet 
worden, daselbst zu bleiben; doch stehen die Deutschen unter behördlicher 
Aufsicht. Eine gewisse geschäftliche Betätigung ist ihnen erlaubt; sie 
dürfen Gelder einkassieren und das vorhandene Warenlager veräußern. 
Die deutschen Angestellten sind schon am 7. August nach Tanga abgegangen. 
In Mombassa sind alle Deutschen sofort nach dem Ausbruche des Krieges 
festggenommen und bald darauf nach Nairobi übergeführt worden. Irgend 
welche amtlichen Nachrichten sind beim Reichs-Kolonialamte nicht ein- 
getroffen. Auf etwaige Anfragen könnte daher auch nur mitzgeteilt 
werden, was in dieser Meldung enthalten ist. 
Die Buren und der Krieg. 
Der frühere Burenkommandant Koos Jooste schreibt der „Deutscher 
Tageszeitung“ vom 25. September durch Vermittlung eines Borkumer 
Geistlichen folgendes: 
Wir zur Zeit des Burenkrieges das deutsche Volk anders dachte als 
seine Regierung, so geht es jetzt in meiner Heimat, und man darf dem 
Burenvolk nicht die Schuld an diesen Vorgängen zuschieben. Ich würde 
unpolitisch handeln und unsere Sache schädigen, wenn ich sozusagen „die 
Katze aus dem Sack ließe“"“. Jedenfalls kann ich versichern, daß der 
„gemeinsame Feind“ der Südafrikaner nicht der Deutsche ist, sondern der 
Brite. Die 4000 Gräber der gefallenen Buren mahnen uns an unsere 
Pflicht, und das Blut der 26 000 in den englischen Konzentrationslagern 
elend umgekommenen Frauen und Kinder schreit nach Rache. Was 
die Worte Bothas anlangt, so darf nur soviel Gewicht darauf gelegt 
werden, wie die Diplomatie in kritischen Zeiten verdient, und muß viel 
mehr die Tat des Generals Beyers, die Niederlegung seines Oberkom- 
mandos, ins Auge gefaßt werden. Daß Streitkräfte aus Kapland in 
Deutsch-Süwest eingebrochen sind, bedauere ich aufs tiefste, kann aber 
den vielen Freunden, die mich in diesen Tagen um Auskunft baten, nur 
antworten: Bin ich meines Bruders Hüter? Mir ist diese traurige und 
schmachvolle Tatsache ein neuer Beweis davon, was die englischen Lügen 
fertig bringen, denn den Buren ist offenbar feierlich versichert, daß die 
ihnen abgünstig gesinnte deutsche Regierung — jeder Bure weiß ja, daß 
Krüger seinerzeit von Köln zurückreisen mußte — jetzt das Unions- 
gebiet annektieren wolle und dergleichen mehr. In diesem festen
	        
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