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stattgefunden. Nach einem uns vorliegenden Bericht soll der Vorsitzende,
Architekt Banzzani einleitend erklärt haben, es sei unmöglich, nicht gegen
die Zerstörung von Löwen, Mecheln und Reims zu protestieren. Zahl-
reiche Zustimmungserklärungen wurden verlesen, ebenso wurde ein wür-
diger Gegenprotest der in Rom lebenden deutschen Gelehrten und Künst-
ler zur Kenntnis gebracht. Das Ergebnis der Diskussion, in der auch
um Abwarten mahnende Stimmen sich vernehmen ließen, war die
nnahme einer Tagesordnung, in der gesagt wird, der Schutz, der dem
Roten Kreuz gewährt wird, werde von internationalen Abmachungen
auch den Kunstdenkmälern zugebilligt. Man protestiere gegen die Be-
schießung gotischer Baukunstwerke und appeliere nicht nur an neutrale
Mächte, sondern auch an Deutschland, damit es diese Monumente respek-
tiert, die nicht einem Volk, sondern der ganzen Menschheit angehören.
Die Angehörigen der „Associazione Artistica Internationale“, die diesem
Protest zugestimmt haben, verkennen durchaus die Situation. Die mög-
lichste Schonung von Baudenkmälern ist ein von jeder Kulturnation
anerkanntes Gebot und wird außerdem durch internationale Verein-
barungen den Belagernden und Beschießenden allerdings zur Pflicht
gemacht. Die deutschen Truppen sind mit der größten Schonung dem-
gemäß verfahren, wie insbesondere das inmitten von Häusertrümmern
wohlerhaltene Rathaus von Löwen beweist. Voraussetzung ist aber,
daß solche Bauwerke nicht gleichzeitig zu einem militärischen Zweck
Verwendung finden. Es ist amtlich festgestellt, und die Franzosen haben
dem nicht zu widersprechen gewagt, daß die Kathedrale von Reims
unter dem Schutze der weißen Flagge als militärischer Beobachtungs-
posten benutzt, richtiger mißbraucht worden ist. Nicht die Deutschen, son-
dern die Franzosen haben also genen Recht und Kultur gehandelt.
Die Herren von der „Associazione Artistica Internationale“ hätten ihre
Entrüstung an die französische Adresse richten sollen und, was Löwen
und Mecheln betrifft, an die belgische. Wir Deutschen lehnen ihren
Protest ab.“
Englische Befürchtungen.
Läßt sich ein kampffähiges neues Heer in England
bilden?
Amsterdam, 27. September.
Der militärische Mitarbeiter der „Times“ ist nicht ganz sicher, ob
das große Heer, das man in England jetzt bilden will, der Erwartung
entsprechen wird. In dieser Hinsicht zweifeln auch viele tüchtige Offi-
ziere. Sie meinen nicht, daß das Material der neuen Truppen schlecht
oder daß der kriegerische Geist fehlen wird, aber sie glauben, daß nicht
früher als nach achtzehn Monaten das Heer imstande sein wird, gegen
moderne Artillerie zu kämpfen; auch dies gelte noch unter der Be-
dingung, daß die neuen Soldaten durch gute Fachoffiziere eingeübt
würden, wovon selbstverständlich zurzeit die Zahl sehr beschränkt ist.
„Mit den Offizieren ist es überhaupt eine schwierige Frage. Wir haben
schon gehört, daß in Deutschland und Oesterreich die Zahl der gefallenen
Offiziere sehr groß ist. Der gleiche Fall gilt für das englische Heer,
das im ganzen einen Verlust von elfhundert Offizieren hat, Verwundete
und Vermißte mitgerechnet.“ Nach der Berechnung des Mitarbeiters
der „Times“ sind bei den Divisionen, welche im Feuer gewesen sind,