Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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stattgefunden. Nach einem uns vorliegenden Bericht soll der Vorsitzende, 
Architekt Banzzani einleitend erklärt haben, es sei unmöglich, nicht gegen 
die Zerstörung von Löwen, Mecheln und Reims zu protestieren. Zahl- 
reiche Zustimmungserklärungen wurden verlesen, ebenso wurde ein wür- 
diger Gegenprotest der in Rom lebenden deutschen Gelehrten und Künst- 
ler zur Kenntnis gebracht. Das Ergebnis der Diskussion, in der auch 
um Abwarten mahnende Stimmen sich vernehmen ließen, war die 
nnahme einer Tagesordnung, in der gesagt wird, der Schutz, der dem 
Roten Kreuz gewährt wird, werde von internationalen Abmachungen 
auch den Kunstdenkmälern zugebilligt. Man protestiere gegen die Be- 
schießung gotischer Baukunstwerke und appeliere nicht nur an neutrale 
Mächte, sondern auch an Deutschland, damit es diese Monumente respek- 
tiert, die nicht einem Volk, sondern der ganzen Menschheit angehören. 
Die Angehörigen der „Associazione Artistica Internationale“, die diesem 
Protest zugestimmt haben, verkennen durchaus die Situation. Die mög- 
lichste Schonung von Baudenkmälern ist ein von jeder Kulturnation 
anerkanntes Gebot und wird außerdem durch internationale Verein- 
barungen den Belagernden und Beschießenden allerdings zur Pflicht 
gemacht. Die deutschen Truppen sind mit der größten Schonung dem- 
gemäß verfahren, wie insbesondere das inmitten von Häusertrümmern 
wohlerhaltene Rathaus von Löwen beweist. Voraussetzung ist aber, 
daß solche Bauwerke nicht gleichzeitig zu einem militärischen Zweck 
Verwendung finden. Es ist amtlich festgestellt, und die Franzosen haben 
dem nicht zu widersprechen gewagt, daß die Kathedrale von Reims 
unter dem Schutze der weißen Flagge als militärischer Beobachtungs- 
posten benutzt, richtiger mißbraucht worden ist. Nicht die Deutschen, son- 
dern die Franzosen haben also genen Recht und Kultur gehandelt. 
Die Herren von der „Associazione Artistica Internationale“ hätten ihre 
Entrüstung an die französische Adresse richten sollen und, was Löwen 
und Mecheln betrifft, an die belgische. Wir Deutschen lehnen ihren 
Protest ab.“ 
Englische Befürchtungen. 
Läßt sich ein kampffähiges neues Heer in England 
bilden? 
Amsterdam, 27. September. 
Der militärische Mitarbeiter der „Times“ ist nicht ganz sicher, ob 
das große Heer, das man in England jetzt bilden will, der Erwartung 
entsprechen wird. In dieser Hinsicht zweifeln auch viele tüchtige Offi- 
ziere. Sie meinen nicht, daß das Material der neuen Truppen schlecht 
oder daß der kriegerische Geist fehlen wird, aber sie glauben, daß nicht 
früher als nach achtzehn Monaten das Heer imstande sein wird, gegen 
moderne Artillerie zu kämpfen; auch dies gelte noch unter der Be- 
dingung, daß die neuen Soldaten durch gute Fachoffiziere eingeübt 
würden, wovon selbstverständlich zurzeit die Zahl sehr beschränkt ist. 
„Mit den Offizieren ist es überhaupt eine schwierige Frage. Wir haben 
schon gehört, daß in Deutschland und Oesterreich die Zahl der gefallenen 
Offiziere sehr groß ist. Der gleiche Fall gilt für das englische Heer, 
das im ganzen einen Verlust von elfhundert Offizieren hat, Verwundete 
und Vermißte mitgerechnet.“ Nach der Berechnung des Mitarbeiters 
der „Times“ sind bei den Divisionen, welche im Feuer gewesen sind,
	        
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