Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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die in den Monaten Oktober, November oder Dezember fällig werden, 
wird ein Moratorium von einem Monat bis drei Monaten gewährt, 
vorausgesetzt, daß in jedem Monat 20 Prozent des Betrages abgezahlt 
und Zinsen von 6 Prozent für das Jahr gezahlt werden. 
Wieder ein deutscher Flieger über Paris. 
Mailand, 27. September. Dem „Secolo“ wird aus Paris ge- 
meldet: Ein deutscher Eindecker hat unter dem Schutz des Nebels über 
Paris in der Umgebung des Eiffelturms Bomben geworfen, einen Mann 
getötet und eine Frau verletzt. Man glaubt, daß die Bomben dazu 
bestimmt waren, die Telefunkenstation am Eiffelturm zu zerstören. 
(Dtsch. Tgsztg. 28. Sept.) 
Neue österreichisch-russische Kämpfe. 
W.T. B. Ofenpest, 27. Sept. Das „Ungarische Korrespondenz- 
bureau“ ist von kompetenter Seite ermächtigt worden, folgendes bekannt- 
zugeben: Beim Uzsoker Paß drang gestern eine mehrere tausend Mann 
starke russische Truppenabteilung ein, die bei Malomret zwischen Feny- 
veswoelgy und Csontos zurückgeschlagen wurde. Im Maramaroser 
Komitat sind bei Tornya ebenfalls Plänkeleien mit den dort einge- 
brochenen russischen Truppen und unseren zum Grenzschutz befohlenen 
Truppen im Gange. Von Munkacs und Hußt sind größere Truppen- 
abteilungen unterwegs, um die Unseren zu unterstützen. Alle diese 
Grenzplänkeleien sind von geringerer Bedeutung und geben, nachdem wir 
bei der Grenze und im Inneren des Landes über genügende Truppen 
verfügen, keinen Anlaß zur Besorgnis. 
Wie England den Krieg vorbereitete. 
Wenn man den Versicherungen des „höchst ehrenwerten“ Sir Edward 
Grey glauben wollte, so wäre die friedliebende englische Regierung 
von der deutsch-österreichischen Kriegslust unsanft überrascht worden. Wie 
es in Wirklichkeit aussah, erfährt man nachträglich durch allerlei Doku- 
mente, die ursprünglich ziemlich harmlos ausgesehen haben mögen, jetzt 
aber eine für Greys Wahrheitsliebe immer peinlichere Sprache sprechen. 
So erhielt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ aus Geschäftskreisen 
die nachstehend verbürgte Mitteilung: 
„Das englische Bankhaus Royal Bank of Canada in Antilla 
(Kuba) hat unter dem 28. Juli an einen seiner kubanischen Geschäfts- 
freunde ein Schreiben gerichtet, das folgende Stelle enthält: Bezüg- 
lich des Umwechselns in Markwährung, um welche Sie uns ersuchen, 
teilen wir Ihnen mit, daß es uns augenblicklich unmöglich ist, Ihnen 
Papiere in Markwährung zu geben, da wir heute telegraphisch Order 
erhalten haben, auf Grund deren uns die Ausgabe von Giros auf 
Europa verboten wird, und zwar verursacht durch die ungünstige 
politische Lage in diesen Ländern.“ 
Am 27. Juli verpfändete der russische Kriegsminister dem deutschen 
Militärattaché sein Ehrenwort, daß noch kein Befehl zur Mobilmachung 
ergangen sei. Am 30. Juli schrieb der belgische Geschäftsträger in 
Petersburg an seine Regierung: „Heute ist man in Petersburg fest 
überzeugt ...,, daß England Frankreich beistehen wird.“ Am 28. Juli 
hatte die englische Bank auf Kuba die telegraphische Weisung, wegen
	        
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