Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

erbieten des Dreiverbandes, das durch Delcassé und Pichon gemacht 
worden ist, und in dem Italien Trient, Triest und Dalmatien ver- 
sprochen wird, sowie das Anerbieten Andrassys, das Nizza, Savoyen, 
Korfika und Malta betrifft, launig zurückweist, weil die hochherzigen 
Geber die Geschenke gar nicht in der Tasche hätten, sagt er u. a.: 
Italien schwankt nicht wie Buridans Esel zwischen den Heubündeln, 
es will weder das eine noch das andere, aber wir werden uns nicht der 
Falschheit und des Treubruchs schuldig machen und unsere Freunde hinter- 
rücks anfallen. Nicht ein Machhiavelli wäre in der Aufrechterhaltung der 
Staatsdoktrin zu einem solchen Zynismus heruntergesunken. Ueber alles 
geht die Würde einer Nation. Der Mensch lebt nicht von Brot allein, 
sondern auch von der Würde und Ehre. Wir wissen nicht, ob der 
Dreibund noch vorteilhaft ist, wir dürfen aber nicht den Gewinn ver- 
gessen, den er in drei Jahrzehnten brachte. Es find heute Symptome 
vorhanden, daß das Land ebensowenig für einen Krieg gegen wie im 
Bunde mit Oesterreich begeistert ist. Vielleicht wird er gewünscht von 
den Republikanern und Nationalisten, sicher nicht von allen. Das Land 
will überhaupt keinen Krieg, es braucht den Frieden. Wir haben schon 
mit dem einen libyschen Krieg übergenug. Wir wissen nicht, was ein 
Sieg bringen würde, wir wissen aber gewiß, daß eine Niederlage den 
Zusammenbruch des Landes zur Folge hätte. 
(Tägliche Rundschau. 1. Oktober.) 
Greueltaten der Turkos. 
Ofen-Pest, 30. September. Einer der Reisegefährten des aus 
der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Grafen Michael Karolyi, Inge- 
nieur Friedrich berichtet, daß die Gefangenen in einem engen Raum 
zusammengepfercht worden seien. Eines Tages wurden auch verwundete 
Turkos dorthin gesteckt. Jeder Turko hatte an einer Schnur abgeschnittene 
Ohren, Nasen und beringte menschliche Finger, die sie mit bestialischem. 
Triumphgeheul jedermann vorwiesen. 
(Tägliche Rundschau. 1. Oktober.) 
Die Antwort auf Brüssels Zahlungsverweigerung. 
Der deutsche Militärgouverneur von Brüssel, General v. Lüttwitz, 
hat folgende Bekanntmachung in der Stadt anschlagen lassen: 
Das Gouvernement hat seinerzeit die alsbaldige Einlösung aller 
Beitreibungsscheine durch die Gouvernementskasse in der bestimmten Er- 
wartung befohlen, daß die Stadt die volle ihr auferlegte Kriegskontri- 
kution freiwillig zahlen werde. Nur damit hätte sich die große Bevor- 
ugung Brüssels allen anderen Gemeinden Belgiens gegenüber recht- 
fäher lassen, bei welcher die Bezahlung der Beitreibungen bis zum 
riedensschluß ausgesetzt bleibt. Da die Stadtverwaltung von Brüssel 
die Bezahlung des Restes der Kriegskontribution verweigert, werden 
von heute an Beitreibungsscheine von der Gouvernementszkasse nicht mehr 
bezahlt werden. (Tägliche Rundschau. 1. Oktober.) 
Die britische Unterbindung der schwedischen Erzausfuhr. 
Christiania, 30. September. 
Der norwegische Minister des Aeußern hat in London Schritte unter- 
nommen, um die englische Regierung zu veranlassen, die Erklärung, daß
	        
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