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Erze als Kriegskonterbande anzusehen find, wieder aufzuheben. Die
Ausfuhr von Erz über Narwik hat augenblicklich ganz aufgehört. Der
englische Standpunkt ruft in ganz Skandinavien größte Erbitterung her-
vor, zumal, da Englands jetziges Auftreten unvereinbar sei mit seiner
am 20. August, also drei Wochen nach Ausbruch des Krieges feierlich
abgegebenen Erklärung, in welcher die englische Regierung versprach,
genau dem Wortlaut der Erklärung von London vom Jahre 1909 über
die Rechte im Seekrieg, abgesehen von einigen spezifizierten Ausnahmen,
unter denen Erz nicht genannt worden sei, folgen zu wollen. Erz sei
im Gegenteil in jener Deklaration ausdrücklich zu jenen Waren gezählt
worden, die unter keinen Umständen als Kriegskonterbande angesehen
werden dürften. (Deutsche Tgsztg. 1. Oktober.)
Offener Brief an Herrn Louis Botha.
Von Marie Louise Becker.
(„B. Z. a. M.“, 30. September.)
Als der Hilferuf der Burenfrauen und auch der Ihrige, Persönliche,
Herr Botha, im englischen Kriege zu uns drang gründeten wir in dem
ehrlichen Wunsche zu helfen, Ihr Volk, das Sie so hoch stellten, vor
dem Untergange zu retten, den Hilfsbund für die Burenfrauen und
ekkinder. Die erste Vorsitzende und Mitbegründerin, Gräfin Sofie Brock-
dorff, ist heute nicht mehr. Aber ich, die damals ebenfalls für Sie ein-
trat, die als stellvertretende Vorsitzende Sie empfing, als Sie mit den
anderen Generälen, auf dem Gang nach Canossa zur Londoner Regie-
rung, bei uns betteln kamen, ich lebe noch, und weiß, was damals
geschah und was damals öffentlich und geheim gesprochen und ge-
schrieben wurde.
Ich kenne die Proteste, durch die wir deutschen Frauen damals die
Engländer zwangen, ihre barbarische Kriegsführung aufzugeben, und die
Burenfrauen und kinder nicht mehr in halb überschwemmten, verseuchten
Feldlagern systematisch hungern und hinsiechen zu lassen. Ich kenne alle
die Akten darüber und habe sie noch. Auch die Photographien, die Sie
uns über die englische Kriegsführung und ihre Grausamkeit übermittel-
ten. Wir zwangen für Sie die englischen Frauen, ihren Einfluß geltend
zu machen auf ihre Männer und Söhne, und Rechenschaft zu fordern für
das, was Unmenschliches geschah.
Wir haben damals mit unerhörten Summen, die das deutsche Volk
auf unsere Aufrufe hin für Sie zur Verfügung stellte, Ihre Schwer-
verwundeten in Schiffen hierher transportiert, klinisch behandeln lassen,
die Frauen und Kinder hierher genommen, versorgt, monatelang aus-
estattet, ernährt und gepflegt und wieder heimgeschickt. Und wir haben
hnen, gerade Ihnen, als Sie selbst hier waren, den Rest unserer Samm-
lungen, 120 000 Mark für Ihr Waisenhaus in Prätoria gegeben.
Das alles taten wir für das Volk der Buren, das alles taten wir
auf Ihre Bitten.
Was tut das Volk, was tun Sie heut? Was wagen Sie zu tun,
als Verräter der Menschheit, des einzig Ehrlichen und Wahren im
Menschen — heute, nun unser Volk mit diesen von Ihnen so glühend
gehaßten Engländern selbst im heißen Kampfe steht?