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Südöstlich von St. Mihiel wurden am 1. Oktober Angriffe von Toul
her mrückgewiesen die Franzosen hatten dabei schwere Verluste.
Der Angriff auf Antwerpen schreitet erfolgreich fort.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatze keine Veränderungen.
Russische Verdächtigung Rumäniens.
Genf, 1. Oktober.
Der französischen Presse wird aus Petersburg gemeldet, daß Ru-
mänien, welches beabsichtigt habe, aus seiner Neutralität herauszutreten,
so besondere Ansprüche formuliert habe, daß fie in der russischen Diplomatie
das höchste Erstaunen erregten. (Voss. Ztg., 2. Okt.)
Der belgische Franktireurkrieg in englischer und französischer Beleuchtung.
Wertvolle Eingeständnisse.
Während des Balkbankrieges hat man sich in England lebhaft über
die begangenen Greuel entrüstet, und ganz besonders scharf verurteilt,
daß selbst die Bevölkerung an den Kämpfen teilgenommen habe.
Seitdem England selbst zu den Kriegführenden gehört, scheint es seine
Ansichten vollständig geändert zu haben. Illustrierte Zeitschriften bringen
Bilder, in denen der Franktireurkrieg der Belgier nicht nur ohne weiteres
zugegeben, sondern als etwas Heldenhaftes gepriesen und verherr-
licht wird.
In „The Sphere“, London vom 22. August 1914, findet sich ein Bild,
das eine Frau darstellt, die umringt von ihren Kindern aus einer Tür-
öffnung auf Ulanen schießt. — Eine ausführliche Unterschrift klärt die
Leser dieser „Familienzeitschrift“ über die Tätigkeit der Franktireurfrau
auf. Ein weiteres Bild zeigt bewaffnete Arbeiter, die mit Sensen,
Hacken und Knüppeln ihr Heim verteidigen.
Am bezeichnendsten ist die Unterschrift, die einem in „The Graphic“
erschienenen Bilde beigegeben ist. Belgische Frauen knien an der re
eines sterbenden belgischen Soldaten. Bei der Besprechung der „Ver-
dienste“ belgischer Frauen heißt es dann: „Sie trieben manchen Angriff
von Ulanen zurück und machten bei Herstal 2000 Deutsche durch kochendes
Wasser kampfunfähig. ·
Die französische Zeitung „L'Avenir Reims“ (Nr. 85—88) bestätigt
diese Scheußlichkeiten in einem Artikel über die heldenmütige Verteidigung
der Frauen von Herstal. Sie schreibt: «
„Die Stadt war natürlich beim Einzug der Deutschen leer von allen
waffenfähigen Männern. Aber die Frauen, meistens Arbeiterinnen
der großen Waffenfabrik, hatten geschworen, die deutschen Truppen
an der Besitzergreifung der Fabrik zu hindern. Sie bewaffneten sich
daher mit Revolvern und mit allem, was als Waffe dienen konnte.
Sie trieben mehrmals die Angriffe der Ulanen zurück, und als ihre
Munition erschöpft war, verbarrikadierten sie sich in ihren Häusern
und gossen von dort kochendes Wasser auf die eindringenden Deutschen.
Man sagt, daß 3000 Deutsche durch Verbrennung außer Gefecht gesetzt
wurden. Greise und Kinder nahmen an dieser Verteidigung teil.“
Mit der Verbreitung dieser Darstellungen gestehen die Engländer und
Franzosen nicht nur die Verbrechen ihrer belgischen Bundesgenossen ein.
Sie geben sogar ihrem Einverständnis damit ganz unverhohlen Ausdruck.
Bessere Zeugen dafür, daß unsere braven Truppen in Belgien nur in.