Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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berechtigter Abwehr gehandelt haben, können wir uns nicht wünschen. 
(Berl. Tagebl., 1. Okt.) 
Die Türekei gegen die englischen Drohungen. 
Konstantinopel, 1. Oktober. Der „Tanin" schreibt: Die Tat- 
sache, daß englische Flotten beständig vor den Dardanellen in türkischen 
Küstengewässern kreuzen, stellt einen Verstoß gegen das Völkerrecht dar, 
da die Türkei doch ihre Neutralität erklärt hat. 
Inzwischen scheint die feste Haltung der Türkei genügenden Eindruck 
gemacht zu haben. Denn wie eine weitere Meldung aus Konstantinopel 
meldet, verlautet auf Grund von Nachrichten, die bei der Pforte ein- 
elaufen sind, daß die englische und die französische Flotte infolge der 
Hnahmen der Pforte die Dardanellen nunmehr verlassen haben. Sie 
sollen sich aber noch in den Gewässern von Tenedos befinden. (Tägl. 
Rundschau, 2. Ok..) « 
Venizelos über Griechenlands Neutralität. 
Athen, 1. Oktober. In der Kammer warf Ministerpräsident Veni- 
zelos einen Rückblick auf die Ereignisse seit der Unterbrechung der Ar- 
beiten der Kammer. Er erinnerte dabei an die Erklärung der Regie- 
rung, daß Griechenland neutral bleiben würde, verheimlichte aber nicht, 
daß Griechenland Bündnisverpflichtungen mit Serbien eingegangen sei. 
Griechenland wünsche in der Tat, daß der Eurova verheerende Brand nicht 
auch auf die Balkaninsel übergreife, deren Völker nach den jüngsten 
Kriegen das Bedürfnis nach Ruhe hätten. Jedenfalls könne man sicher 
sein, daß der Brand nicht auf Veranlassung Griechenlands sich ausdehnen 
werde. (Tägl. Rundschau, 2. Okt.) 
Der de Wet des Meeres. 
W.T. B. London, 1. Okt. Im „Daily Telegraph“ schreibt Archi- 
bald Hurd über den Kreuzer „Emden“: 
Das Schiff fand ein ideales Feld für seine Operationen, weil dort 
eine große Anzahl von Schiffen passiert, und weil „Emden“ viele Buch- 
ten benutzen und sich vor britischen Kreuzern verbergen kann. Außerdem 
hat „Emden" den großen Vorteil der Schnelligkeit und kann stets, wenn 
es in Gefahr ist, flüchten. Seine Leistungen erfüllen uns mit Bewun- 
derung. Wir dürfen den Kapitän von Müller zu seinem Unternehmungs- 
geist beglückwünschen, weil er nicht nur mit Menschlichkeit, sondern auch 
mit Rücksicht gegen die britische Mannschaft verfährt. Dieser Seeoffizier 
muß als de Wet des Meeres bezeichnet werden. Seine Politik ist ganz 
einzigartig. In keinem Seekriege der alten und neuen Zeit verfolgt ein 
feindliches Schiff die Taktik des berühmten Guerillaführers zu Lande, 
nämlich, von der Beute zu leben und die Gefangenen freizulassen. 
Gerade der Erfolg des „Emden“ macht es schwer, ihn zur Strecke zu 
bringen. In diesem Falle wird es nichts nutzen, verdächtige Kohlen- 
schiffe zu verfolgen, „Emden“ kann die Kohlen umsonst bekommen, er 
nimmt natürlich soviel er führen kann. Wir beherrschen die Meere, 
aber nicht jede Quadratmeile der- Meere. Wir benutzen die Herrschaft 
zur See, um die Zufuhr an Lebensmitteln und Rohstoffen zu sichern 
sowie zur fortschreitenden militärischen Mobilisierung. Die Leistungen 
der „Emden" können den Verlauf und den Charakter des Krieges nicht 
ändern, sie bleiben eine Episode. 
 
	        
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