— 510 —
Besichtigung der Nordarmeen durch den Oberbefehlshaber.
Wien, 2. Oktober.
Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich gemeldet:
Der Armee-Oberkommandant Erzherzog Friedrich benutzte den auf
dem galizischen Kriegsschauplatz eingetretenen längeren Operationsstill-
stand, um in Begleitung des Erzherzogs Karl Franz Joseph täglich das
eine oder das andere Korps zu besichtigen. Gelegentlich dieser Besichti-
gungen, die ihn nahezu mit allen Truppen der Nordarmeen in Berührung
brachten, gereichte es dem Erzherzog zur besonderen Freude, durchweg
einen von Kampfeslust beseelten Geist und eine trotz aller Wetterunbilden
prächtige Haltung der Truppen feststellen zu können. Die Verpflegung,
welcher der Armee-Oberkommandant besonderes Augenmerk zuwandte,
erwies sich überall als reichlich und tadellos. Kriegsmaterial aller Art,
insbesondere Munition, war in vollem Ausmaße vorhanden.
Zwei Forts von Antwerpen gefallen! Französische Vorstöße abgewiesen!
Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. Oktober, abends.
Vor dem westlichen Armeeflügel wurden erneute Umfassungsversuche
der Franzosen abgewiesen. Südlich Roye sind die Franzosen aus ihren
Stellungen geworfen.
In der Mitte der Schlachtfront blieb die Lage unverändert.
Die in den Argonnen vordringenden Truppen erkämpften im Vor-
schreiten nach Süden wesentliche Vorteile.
Oestlich der Maas unternahmen die Franzosen aus Toul energische
nächtliche Vorstöße, die unter schweren Verlusten für sie zurückgeworfen
wurden. .
Vor Antwerpen sind das Fort Wavre-St. Catherine und die Redoute
Dorpweldt mit Zwischenwerken gestern nachmittag 5 Uhr erstürmt. Das
Fort Waelhem ist eingeschlossen. Der westlich herausgeschobene wichtige
Schulterpunkt Termonde befindet sich in unserem Besit
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz scheint der Vormarsch russischer
te aher den Njemen gegen das Gouvernement Suwalki bevorzustehen.
Glückwunsch der Stadt Wien an Hindenburg.
Wien, 3. Oktober.
Bürgermeister Weiskirchner hat an den Generalobersten von Hin-
denburg folgendes Glückwunschtelegramm gerichtet: „Die Reichshaupt-
und Residenzstadt Wien, welche in treuer deutscher Bundesgemeinschaft
mit Jubel die Nachrichten von den großen Siegen Eurer Exzellenz auf-
genommen hat, sendet Euer Exzellenz an Ihrem 67. Geburtstage herz-
lichste Glückwünsche und fleht Gottes Schutz und Segen herab auf den
sieggekrönten Feldherrn unserer Bundesbrüder.“
(Voss. Ztg., 3. Oktober.)
In Erwartung des Winterfeldzuges.
Paris, 1. Oktober. Die Blätter bringen einen amtlichen Auf-
ruf des Departements-Hilfsdienstes mit der Bitte um Winterkleidung
für die Soldaten.
Der Kriegominister hat einen Befehl erlassen, wonach alle neuein-
berufenen, bereits eingezogenen und ins Feld zurückkehrenden Mann-
schaften sich auf ihre eigenen Kosten nicht nur, wie bereits früher be-