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Rußlands ketteten, hätten eine Politik gemacht, die ganz und gar gegen
die vitalsten Interessen der englischen Nation gehe. Englands Lage
sei so, daß es sehr viel zu verlieren habe, wenn der Dreiverband besiegt
werde, und im umgekehrten Falle bei russischer Vorherrschaft die größte
Gefahr laufe. (Kreuz-Ztg., 4. Oktober.)
Der neue Generalquartiermeister.
W.T. B. Berlin, 3. Oktober. Generalmajor von Voigts-Rhetz
ist mit Wahrnehmung der Geschäfte des Generalquartiermeisters beauf-
tragt. Er war bis zum Krieg Chef des Generalstabes beim Gardekorps,
bei Kriegsbeginn Chef des Stabes des Generalquartiermeisters. Sein
Nachfolger in dieser Stellung ist der Königlich Bayerische Generalmajor
Joellner geworden. ·
Der Kronprinz von Numänien gegen russenfreundliche Treibereien.
Wie dem „Tag" aus Bukarest gemeldet wird, hat der rumänische
Thronfolger die russenfreundlichen Elemente, welche darauf ausgingen,
König Carol zur Abdankung zu treiben und mit Hilfe des Thronerben
Rumänien auf die Seite des Dreiverbandes zu bringen, in unzweideu-
tiger Weise abgeschüttelt. Er erklärte ihnen, er werde niemals den
rumänischen Thron besteigen, wenn die Treibereien der Russophilen den
König zum Rücktritt veranlaßten. Damit wird das von russischen
Agenten verbreitete Märchen hinfällig, daß der Thronerbe sich mit seinen
politischen Anschauungen bezüglich der wahren Interessen Rumäniens
im Gegensatz zu König Carol befinde und die Russophilen irgendwelche
gegründeten Hoffnungen auf ihn setzen dürften.
(Freis. Ztg., 4. Oktober.)
Der Zeppelin über Antwerpen.
Ueber den letzten Besuch eines „Zeppelin“ in Antwerpen wird von
belgischer Seite, dem „B. L.-A.“ zufolge, gemeldet: 1
Das Luftschiff traf nachts um 3½ Uhr ein, während die Kanonen
der belgischen Forts das Feuer der deutschen Artillerie erwiderten.
Der „Zeppelin“ wurde von belgischen Scheinwerfern beleuchtet und
konnte von mehreren Punkten der Stadt sehr gut beobachtet werden.
Er passierte über Randt und wurde vom Fort in Wyneghem sehr
heftig beschossen. Das Luftschiff warf inzwischen Bomben in der
Nähe des Forts Brechem. (Post, 4. Oktober.)
Englands Verrat an Ulster.
London, 2. Oktober.
Sir Edward Carson sagt in einer Versammlung des Ulsterrates,
daß er nach dem Kriege sofort beantragen werde, Homerule für Ulster
außer Kraft zu setzen, und daß die Ulsterfreiwilligen, die sich jetzt dem
Kriege weihen, für die Durchführung seines Vorschlages sorgen würden.
Der frühere Minister Long sandte dem Ulsterrate einen Brief, worin
es heißt, die liberale Presse werfe den Unionisten vor, daß sie beständig
von einer verräterischen Haltung der Regierung sprächen; in der Tat
sei die englische Regierung, wie die eigenen Landesgenossen zugäben,
verräterisch; sie sei es auch in der äußeren Politik gewesen, und in der
Homerulesache habe sie nicht Wort gehalten. (Frankf. Ztg.)