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Der zurückgeschlagene Karpathenangriff.
Wien, 2. Oktober.
Die „Neue Freie Presse“ meldet aus Budapest: Der Adjutant des
Kommandierenden Generals der gegen die in Uszok eingefallenen
Russen entsandten Truppen teilt einem Zeitunsgberichterstatter mit, daß
die Russen über Uszok hinaus zurückgetrieben worden seien. Der Kampf
wurde gestern beendet. Die Russen dürften anderthalb Brigaden stark
gewesen sein; sie verfügten über sechszehn Geschütze. Die Verluste der
Russen sind schwer.
Englische Minen in der Nordsee.
London, 3. Oktober.
Die englische Admiralität teilt mit, daß sie sich gezwungen sieht,
in einzelnen Teilen der Nordsee Minen zu legen und warnt die neu-
tralen Schiffe vor deren Gefahr.
Die ersten Granaten in Antwerpen.
London, 2. Oktober.
Exchange Telegraph meldet aus dem Haag:
Als die ersten Granaten in Antwerpen hineinfielen, brach eine
Panik in der Stadt aus. Do zeigte sich der König auf dem Balkon des
Schlosses, ermahnte das Volk, die Ruhe zu bewahren und seinem Bei-
spiel folgend abzuwarten, was da kommen werde.
(Germania, 4. Oktober.)
Ein Sozialdemokrat über französischen Vandalismus.
Ein mit an erster Stelle im Agitationsbezirk Frankfurt am Main
steheinder Sozialdemokrat, der als Landwehrmann in Belgien und
Frankreich mitgekämpft hat, schreibt der „Frankfurter Volksstimme“
unter anderem: . .. September 1914.
Kurz nach der Schlacht bei Neufchateau erging auch an unser Land—
wehr-Bataillon der Befehl zum Ausmarsch, und so fuhren wir denn
hinaus ins Feld, alle den einen Gedanken: das eiserne „Muß“ zwingt
uns zum Kampfe für die Existenz des Vaterlandes, für unsere Familien,
für unser Volk. Deshalb war auch die Begeisterung, mit der wir aus-
marschierten, eine ernste Willenskundgebung, keine oberflächliche Hurra-
stimmung. ·
.. Ueber Neuschateau ging es weiter nach Florenville; hier bot
sich dasselbe Bild, nur daß keine zerschossenen und verbrannten Häuser
vorhanden waren. Dagegen waren die Verkaufsläden zertrümmert, die
Waren in den Schmutz geworfen und sonst alles verwüstet; eine große
Zahl von Verwundeten kam an, sie kamen aus der Schlacht bei Muzon.
Es überkam mich ein beschämendes Gefühl, als ich in Florenville eine
solche Verwüstung in einzelnen Läden und Häusern vorfand, denn die
dortige Bevölkerung hat sich uns gegenüber in einer durchaus noblen
Höflichkeit verhalten; wir bekamen gegen Geld guten Wein und er-
hielten gute Quartiere. Es wollte mir deshalb nicht in den Kopf, daß
unsere Soldaten diese Verwüstungen angerichtet haben sollten, und so
begab ich mich ans Ausforschen, wie es komme, daß diese Verwüstungen
vorhanden seien. Eine Kellnerin, die aus Brüssel stammte, aber gut
Deutsch sprach, gab mir Aufschluß darüber. Sie erklärte mir auf das