Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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bestimmteste, daß es die Franzosen waren, die auf dem Rückzug alles 
plünderten und raubten, was sie erwischen konnten, und alles kaput 
schlugen, was sie kaput schlagen konnten. Ich betone, das sagte mir 
eine Belgierin, die allerdings auch zu gleicher Zeit eine Sozialistin war. 
Die Schilderung dieser Belgierin löste bei mir als gutem deutschen Sozia- 
listen Verwunderung aus, ich hatte die Franzosen höher eingeschätzt, 
bekam aber einen tiefen Abscheu, als ich sah, wie sie gehaust hatten. 
Und je weiter wir nun ins Land kamen, bis tief in das Frankreich 
hinein, überall dasselbe Bild, überall grauenvolle Verwüstung, hun- 
gernde Frauen und Kinder, verzweifelte alte Leute, die erzählten, daß 
es ihre eigenen Landsleute waren, die ihre Wohnungen und alles ver- 
nichteten. Mir ist während des ganzen Marsches nur ein Fall bekannt 
geworden, wo sich ein betrunkener deutscher Landwehrmann zu einer 
Demolierung hinreißen ließ; von seinen übrigen Kameraden wurde er 
sofort der Wache übergeben und verhaftet. Unsere Soldaten duldeten 
nicht, daß geplündert wurde, sie teilten ihre eigenen Rationen mit den 
hungernden Frauen und Kindern. In Tanny traf ich eine Familie, 
Frau mit sechs Kindern, das siebente war auf dem Wege, die Familie 
war halb verhungert; sofort erhielt sie, nachdem ich dem Feldwebel 
davon Mitteilung gemacht hatte, von uns Brot, Reis, Salz, Kaffee und 
Fleisch von einem Ochsen, den wir geschlachtet hatten. Der-Mann 
dieser Familie stand als Artillerielandwehrmann im Felde und schoß 
vielleicht in demselben Moment, wo die deutschen Soldaten seine Kinder 
und Frau verproviantierten, sein Geschütz gegen deutsche Soldaten ab. 
Das hinderte uns nicht, Mensch zu sein gegen die Unschuldigen, die unter 
diesem Zustand leiden mußten, und so wie wir dieser Frau gegenüber 
verfahren find, so haben wir allen, die ohne Nahrung herumirrten, ge- 
holfen, wir gaben unsere eigene Kost hin und teilten den letzten Bissen 
mit allen Einwohnern, die sich ruhig und anständig gegen uns benah- 
men. Mit Empörung habe ich deshalb die Nachrichten französischer Zei- 
tungen gelesen, die uns deutsche Soldaten als Mordbrenner hinstellten. 
Die französischen Ausrüstungsgegenstände, die in den verwüsteten Woh- 
nungen herumliegen, legen Zeugnis davon ab, daß diese Wohnungen 
von den Franzosen verwüstet wurden. Mögen kleinere Ausschreitungen 
einzelner Deutscher ebenfalls zu verzeichnen sein, ich will es nicht bestrei- 
ten, so aber steht fest, daß diese Ausschreitungen sofort mit harten Stra- 
fen gegen diese Soldaten belegt wurden. Dort allerdings, wo nachts 
auf unsere Truppen geschossen wurde, oder wie es in Rouchort durch 
einen Bauern geschehen ist, der einen Kameraden erstochen hat, wurde 
mit unnachsichtlicher Strenge verfahren. Ich glaube nicht alle Märchen, 
die erzählt werden über Greueltaten, die von der Bevölkerung verübt 
worden sein sollen; aber einen Fall kenne ich persönlich: Ein Bauer 
hat nachts einen deutschen Soldaten heimtückisch erstochen; ich selbst 
habe diesen Bauer mit gefangen und der Wache übergeben. 
Genau so, wie wir ritterlich gegen die Bevölkerung waren, genau 
so ritterlich waren wir gegen die verwundeten französischen Soldaten 
und gegen die Gefangenen. Auch mit ihnen teilten wir den letzten 
Bissen Brot, schenkten ihnen die letzte Zigarette und halfen denen, die 
nicht laufen konnten, auf die Wagen usw. 
(Tägl. Rundsch., 4. Oktober.)
	        
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