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englischen Schiffes wird vom deutschen Kommandanten auf 400 bis 600
Schuß geschätzt. Die Treffergebnisse mit ewa 2 v. H. gegen ein so großes
und hohes Schiff, das noch dazu still vor Anker lag, waren also herz-
lich schlecht. «
„Als Kaiser Wilhelm der Große“ anfing, sich infolge des eindrin-
genden Wassers überzulegen, begab sich die Besatzung in die Boote.
Der Kommandant verließ als letzter das Schiff, als dieses schon mit
der Seite auf dem Grunde auflag und die Masten mit den an den
Toppen gehißten Kriegsflaggen unter Wasser verschwunden waren.
Drei Hurras aus den Booten brachten dem sinkenden Schiff den letzten
Gruß, und das „Deutschland, Deutschland über alles erscholl ihm
als Abschiedslied. «
In drei Rettungsbooten landete der Teil der Besatzung, der an
dem Gefecht teilgenommen hatte, außer dem Kommandanten 7 Offi-
ziere, 2 Vizesteuerleute, 72 Unteroffiziere und Mannschaften, an der
spanischen Küste von Rio del Oro. Unter Mitnahme von zwei, auf
schnell hergestellten Tragbahren mitgeführten Verwundeten gelangten
sie nach 2##stündigem Marsche zum spanischen Fort.
Der englische Kreuzer hatte sich inzwischen dem Lande auf 3000
bis 4000 Meter genähert und 2 Boote ausgesetzt, welche den deutschen
Booten folgten, jedoch erst landeten, als die deutsche Besatzung bereits
den Marsch nach dem Fort angetreten hatte. Die englischen Boote
kehrten dann auf Signal an Bord ihres Schiffes zurück.
In dem spanischen Fort wurden die deutschen Seeleute von dem
Fortkommandanten auf das beste ausgenommen. Sie befinden sich jetzt
in Las Palmas auf den Kanarischen Inseln. Der Kommandant des
„Kaiser Wilhelm der Große"“ rühmt das ausgezeichnete Verhalten der
Offiziere und Mannschaften während des Gefechts.
(Tägliche Rundschau, 5. Oktober.)
Zur Erstürmung des Forts Camp des Nomains.
Aus Anlaß der Erstürmung des Forts Camp des Romains hat der
Kommandeur der 6. bayerischen Division, Generalleutnant v. Hoehn,
folgenden Tagesbefehl erlassen: "
„Die 6. bayerische Infanteriedivision mit zugeteilter preußischer
Fußartillerie und Pionieren hat heute das Sperrfort bei St. Mihiel
im Sturm genommen. Die Fuhartillerie und ein Teil der Feldartillerie
haben in dreißigstündigem Kampf vorgearbeitet; die 12. Infanterie-
drigade mit den Pionieren 16 hat in dreistündigem Kampf Stein um
Stein, Wall um Wall das Werk erobert, die 11. Infanteriebrigade mit
dem Rest der Feldartillerie hat im langen schweren Kampf feindliche
Entsatzversuche abgewiesen. Fünf Offiziere, 453 unverwundete und
etwa 50 verwundete Mannschaften wurden gefangen. Der Rest der
Besatzung liegt tot unter den Trümmern und in den Kasematten des
Sperrforts. .
Dank euch allen, Offizieren wie Mannschaften, für diese glänzende
Waffentat, die keiner in der Kriegsgeschichte nachsteht! Ehre aber auch
dem Andenken der Opfer, die wir bringen mußten! Was wir und sie
taten, geschah für das Vaterland, geschah für unser und unserer Kinder
und Kindeskinder Glück und Dasein! gez. v. Hoehn.“
(Tägliche Rundschau, 5. Oktober.)