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Der Angriff auf Tsingtau.
London, 4. September. Aus Peking wird gemeldet: Die eng—
lischen Streitkräfte unter General Barnardiston setzen den Angriff auf
Kiautschou fort. Die deutschen Truppen zogen sich auf Tfingtau selbst
zurück, dessen Forts Tag und Nacht tätig sind. Das Feuer ist besonders
gegen die japanischen Stellungen gerichtet. Deutsche Flieger versuchten
wiederholt, die japanischen Kriegsschiffe durch Bomben zu zerstören.
Die Engländer und Japaner treffen Vorbereitungen zu einem entschei-
denden Vorstoß gegen Tsingtau. (Tägl. Rundsch., 5. Oktober.)
Auch Herr Poincaré geht an die Front.
Seit Beginn der Feindseligkeiten hat Präsident Poincaré, wie die
„Agence Havas“ meldet, die Absicht gehegt, die Armeen zu besuchen
und ihnen seine Glückwünsche auszusprechen. Er wurde hieran ver-
hindert durch die Notwendigkeit, täglich im Ministerrat den Vorsitz zu
führen und durch den Wunsch der Militärbehörden, welche den Augen-
blick zur Verwirklichung dieses Planes nicht für günstig hielten. Jetzt
erlauben die Umstände diese Reise. Präsident Poincaré hat Bordeaux
heute nachmittag im Automobil verlassen und sich zuerst nach dem
Hauptquartier begeben. Der Präsident wird von den Ministern Mille-
rand und Viviani begleitet. (Tägl. Rundsch., 5. Oktober.)
Der Großherzog von Oldenburg bekommt das Eiserne Kreuz.
Wie der Großherzog von Oldenburg das Eiserne Kreuz erwarb, das
erzählt nach dem „Hann. Courier“ ein Verwundeter folgendermaßen:
„Es war ein heißes Ringen bei W.. Wir Oldenburger lagen stun-
denlang im heftigsten Artilleriefeuer, und der Feind befand sich in der
Uebermacht. Immer näher rückten die Franzosen uns auf den Pelz, und
der Hagel von Geschossen, der uns um die Ohren flog, lichtete unsere
Reihen immer mehr. Plötzlich — ich weiß selbst nicht, ob eine feindliche
Attacke in Sicht kam oder ob die Maschinengewehre des Feindes in Tätig-
keit traten — begannen einzelne Gruppen der Unseren zu weichen und rissen
andere mit sich fort. Da kam von hinten unser Großherzog im Auto an-
gefahren, stieg aus, entriß einem Verwundeten das Gewehr, und stürzte
mit dem Ruf: „Donnerwetter, Kerls, wollt Ihr wohl vorwärts!“ uns
allen im heftigsten Kugelregen voran. Im Sprunge folgten wir unserem
tapferen Führer und gelangten in eine Mulde, die uns vorzüglich Deckung
bot. Von hier aus wurde der Angriff des Feindes kräftig abgeschlagen.
Der Großherzog blieb während des Kampfes in der Schützenlinie und
feuerte kräftig mit.“ (Germania, 6. Okt.)
Neue Erfolge vor Antwerpen.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 5. Oktober, abends.
Vor Antwerpen sind die Forts Kessel und Brochem zum Schweigen
gebracht. Die Stadt Lierre und das Eisenbahnfort an der Bahn Mecheln-
Antwerpen sind genommen. 1
f dem rechten Flügel in Frankreich wurden die Kämpfe erfolgreich
ortgesetzt.
In Polen gewannen die gegen die Weichsel vorgehenden deutschen
Kräfte Fühlung mit russischen Truppen. (W.T.B.)