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Das Ende der Haudelsschiffahrt durch den Aermellanal.
Kristiania, 5. Oktober.
Die norwegischen Reeder geben bekannt, daß nach der letzten von Eng-
land angekündigten Minenlegung der Aermelkanal für den internationalen
Verkehr faktisch als gesperrt betrachtet werden muß. Diese Mitteilung ist
als offizielle Kundgebung der norwegischen Regierung zu betrachten, und
zwar wird die Kanalsperre durch die Minenlegung zwischen dem 51. und
* (Grad seit Sonnabend als faktisch bestehend angesehen. (Berl. Tagebl.,
. ober.
Antwerpens Bedrängnis.
W.T. B. London, 4. Oktober. Die hiesige belgische Gesandtschaft
hat folgendes amtliche Telegramm aus Antwerpen erhalten:
Oestlich der Senne wurde unsere Verteidigungslinie gezwungen,
sich vor dem heftigen Angriff der deutschen Artillerie auf den Nethefluß
zurückzuziehen, nachdem sie fünf Tage lang heftigen Widerstand geleistet
hatte. Unsere Stellung an der Nethe ist sehr stark. Die Armee wird mit
äußerster Energie Widerstand leisten.
W. T.B. Amsterdam, 4. Oktober. Der „Telegraaf"“ meldet aus
Antwerpen vom 3. Oktober:
Die Lage ist hier kritisch. Amtlich wird gemeldet, daß die äußerste
Fortslinie gefallen ist. Die Stimmung in der Stadt ist sehr gedrückt.
Eine heute erlassene Proklamation ermahnt die Einwohner zur Ruhe.
Man befürchtet, daß die Wasserzufuhr abgeschnitten wird.
Der Abmarsch der Russen aus Galizien.
Oesterreichisch-ungarisches Kriegspressequartier, 5. Oktober.
Die russische Armee setzt ihren Abmarsch fort. Lediglich österreichische
Kavallerie hatte ein Gefecht mit einer Kosakeneskadron, die zurückgeworfen
wurde. Die Stimmung der österreichischen Truppen ist trotz des regneri-
* kalten Wetters vorzüglich. Am gestrigen Namenstag des Kaisers
ranz Joseph, der bei der gesamten Armee in der Front, dem Hauptquar=
tier und den Spitälern durch Feldmessen feierlich begangen wurde, kam es
überall. zu begeisterten Kundgebungen für die Monarchie. (Berl. Tagebl.,
. er.
Sindenburgs Siege und die Petersburger.
Kristiania, 5. Oktober.
Im „Morgenbladet“ erzählt ein Norweger, der aus Petersburg heim-
gekehrt ist, daß der Sieg des Generalobersten von Hindenburg in Ost-
preußen und die Niederlage der Russen einen lähmenden Eindruck in
Petersburg gemacht hätten. Nicht weniger groß sei die Trauer darüber,
daß zwei Generale, auf die man die größten Hoffnungen gesetzt habe, ge-
fallen sind. Das Publikudm sei vorbehaltlos unterrichtet worden. Man
habe zwar keine Einzelheiten angegeben, aber den Umfang und die Be-
deutung der Katastrophe anerkannt. Von dem Augenblick an habe sich
die Kriegsbegeisterung in Petersburg stark abgekühlt. Die späteren Erfolge
gegen Oesterreich hätten nicht vermocht, dies ganz auszugleichen. Man
sehe jedoch vertrauensvoll der Zukunft entgegen und hoffe auf den Sieg,
& ceber daß das Heer zu wenig Offiziere haben werde. (Kreuzztg.,
. ber.