Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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schranken ist intakt geblieben, ebenso im nördlichen Querschiff der ge— 
schnitzte Renaissancewindfang und die Orgel von 1556 in einem schönen 
eichengeschnitzten Renaissancegehäuse. Völlig unversehrt ist ferner der 
spätgotische Lettner von reichster Steinarbeit vor dem Chor mit der 
daraufstehenden bemalten und vergoldeten Kreuzigungsgruppe, sowie der 
ganze Chorumgang mitsamt seinen (modernen) Glasgemälden, Grab- 
mälern und der Innen= und Außenarchitektur. Wie das wertvolle goti- 
sche Chorgestühl aus sechs Bänken ist auch die geschnitzte Kanzel, ein be- 
merkenswertes Schaustück vom Jahre 1742, vollständig intakt geblieben. 
Die Bilder in den Chorkapellen, zu denen als die kostbarsten und 
unersetzlichen Kunstschätze Löwens die Werke des Dierik Bouts und des 
Meisters von Flemalle gehörten, find nebst allen beweglichen Kunst- 
gegenständen der Peterskirche durch den Oberleutnant der Reserve Thele- 
mann, Regierungsrat in königlichen Eisenbahnministerium, gerettet und 
in einem Saal des Rathauses übertragen worden, wo sie der Obhut des 
Bürgermeisters unterstehen. Hier befinden sich völlig unversehrt ge- 
borgen die große Tafel mit dem Abendmahl von Dierik Bouts und sein 
Martyrium des heiligen Erasmus, die Kreuzabnahme in der Art des 
Meisters von Flemalle nebst den zwei Flügelbildern mit den Stiftern 
(die von anderer Hand zu sein scheinen). Ferner drei Bilder von 
J. v. Rillaerz und mehrere spätere Gemälde von geringerer Bedeutung. 
Auch der eichene Kirchenschatz, enthaltend acht silberne Heiligenfiguren, 
zum Teil aus dem 15. und 16. Jahrhundert, ein gotisches Weihrauch- 
faß, gotische Renaissancemonstranzen aus Silber, kunstvolle Meßkelche 
und Ciborien des 18. Jahrhunderts, dann Leuchter, Ampeln und anderes 
Kirchengerät, ist vollständig im Rathaus untergebracht. 
Von den alten Kunstwerken der Peterskirche ist somit nur der 
Windfang zerstört; der eigentliche steinerne Baukörper der Kirche selbst 
ist erhalten. Bis zum Wiederaufbau des fehlenden Dachstuhls soll ein 
Notdach aus Teerpappe den Innenraum schützen. Mit dieser Aufgabe 
ist ein Löwener Architekt vom Bürgermeister beauftragt worden."“ 
Das durch die Revolte der Bevölkerung hervorgerufene und dann 
durch den Sturmwind weitergetragene Brandunglück hat, so schließt der 
amtliche Bericht, vornehmlich die Häuserreihen am Bahnhof in der Bahn- 
hofstraße und die Mitte der Stadt betroffen. Die übrigen Kirchen Löwens 
liegen außerhalb des etwa ein Sechstel der Stadt ausmachenden Brand- 
bereichs; sie sind vom Feuer nicht berührt worden. Daher sind ganz un- 
beschädigt geblieben die Michaeliskirche, die Jakobskirche, die Gertruden- 
kirche mit allen ihren zum Teil sehr ansehnlichen Kunstwerken, ebenso das 
College du Saint Esprit mit seiner Bibliothek. (Berl. Tagebl., 6. Okt.) 
Die „Times“ mahnt zur Eeduld. 1 
Der militärische Mitarbeiter der „Times“ schreibt in einer Uebersicht 
über die Lage auf dem Kriegsschauplatz: 
Selbst wenn es den Verbündeten gelingt, die Deutschen zurückzu- 
treiben, und den Russen, auf dem östlichen Kriegsschauplatz einen entschei- 
denden Sieg zu gewinnen, sind noch ungeheure Schwierigkeiten zu über- 
winden, die große Opfer kosten werden. Deutschland steht nach wie vor 
einig da, seine Hilfsquellen sind reich, seine militärischen Kräfte in der 
Hauptsache ungeschwächt, seine Arsenale und Werften fernerhin imstande, 
Heer und Flotte große Dienste zu leisten. Außerdem muß man damit 
 
	        
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