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Lage sichtlich dieselbe. Zwischen Somme und Oise gab es abwechselnd ein
vor und zurück. Bei Lassigny versuchte der Feind einen starken Angriff,
der scheiterte. Auf dem rechten Ufer der Aisne nördlich von Soissons find
wir gemeinsam mit den englischen Truppen leicht vorgerückt. Wir haben
gleichzeitig einige Erfolge in der Gegend von Berry-au-Bac erzielt. Auf
dem übrigen Teile der Front ist nichts zu melden. In Belgien haben die
belgischen Streitkräfte, welche Antwerpen verteidigen, die Rupel= und
Rethelinie stark besetzt. Angriffe der Deutschen darauf scheiterten.
Englisches Zeugnis für die deutschen „Barbaren“.
Der Direktor der Lancashire and Yorkshire Railway John Aspinals,
der sich eine Zeitlang als Kriegsgefangener im Munsterlager befunden
hat, schilderte in englischen Blättern das Leben in deutschen Gefangenen-
lagern. Er erzählt:
„Die Leitung des Lagers lag in den Händen von Sergeanten, tüch-
tigen Leuten mit Organisationsvermögen. Sie hielten sich zwar streng an
die Reglements, taten aber zweifellos ihr Bestes, damit die Gefangenen
es möglichst gut hätten. Die Klagen in den englischen Blättern über
die harte Arbeit der Gefangenen seien unberechtigt; die Gefangenen, be-
sonders die Franzosen, drängten sich zur Arbeit, um eine Abwechslung in
ihrem einförmigen Leben zu haben. Es sei deutlich zu merken gewesen,
daß die Deutschen wünschten, in England den Eindruck hervorzurufen, daß
man in Deutschland die Gefangenen gut behandele und in keiner Be-
ziehung barbarisch sei. Er könne auch nicht über die Behandlung klagen.
In Anbetracht der großen Schwierigkeiten bei der Verwaltung eines
solchen Lagers sei alles vortrefflich gegangen. Der deutsche Soldat habe
sich hier von der besten Seite gezeigt. Es sei sicher nicht belustigend, Wach-
dienst im Lager zu haben, und doch habe man nur fröhliche Gesichter
gesehen. (Tägliche Rundschau, 7. Oktober.)
Ein englisches Hilfskorps vor Antwerpen auf dem Rückzuge.
Köln, 6. Oktober. Die „Kölnische Zeitung“ veröffentlicht Mittei-
lungen des Rotterdamer „Maasbode“ aus dem belgischen Grenzorte
Putte, wonach gestern früh im Nethegebiet heftig gekämpft wurde. Wahr-
scheinlich sind die Deutschen in nördlicher Richtung vorgerückt und be-
gannen bereits die Beschießung in der Richtung auf Antwerpen. In 3 bis
4 Kilometer von Antwerpen abgelegenen Ortschaften richteten die Schrap-
nells bereits große Verheerungen an. Ein englisches, zwischen Linth und
Lierre befindliches Hilfskorps mußte rückwärtige Bewegungen beginnen.
Das ganze belgische Feldheer ist zwischen Antwerpen und Lierre-Schelde
zusammengezogen. Dort ist ein heftiger Kampf im Gange.
(Tägliche Rundschau, 7. Oktober.)
Die „Times“ hat Respekt vor uns.
London, 6. Oktober. Die „Times“ schreibt: Die kräftigen deutschen
Operationen zu Lande grenzen an Tollkühnheit. Die deutschen leisten
anerkennenswerten Widerstand (7) in ganz Nordfrankreich und beschrän-
ken sich auf dem rechten Flügel keineswegs auf die Abwehr. Sie machen
große Anstrengungen, um Antwerpen zu nehmen und haben einige Fort-
schritte gemacht. Sie drangen zugleich von Ostpreußen her in Rußland